Aachen und Region: Wie wollen wir wohnen? Neue Projekte und Konzepte für gemeinschaftliches Zusammenleben

in Aktionen & Initiativen, Aktuelles um die Ecke, Familienleben

Eine inklusive WG in Eilendorf, ein Wohnhaus für schwerstbehinderte junge Erwachsene, das Mehrgenerationenprojekt PatchWorkHaus Aachen – das sind nur einige der vielen Initiativen und realisierten Projekte in der StädteRegion zum Thema gemeinsames Wohnen. Wir stellen einige beispielhafte Ideen vor.


Inklusiv und gemeinschaftlich – Erste inklusive WG Aachens

Wer die inklusive WG in Eilendorf besucht, wird nicht nur herzlich von ihren Bewohnern begrüßt, sondern ebenfalls von Kater Rocky – benannt nach der Boxlegende Rocky Balboa. Nachdem vor Kurzem drei neue Mitbewohner eingezogen sind, ist die Wohngemeinschaft mittlerweile wieder vollständig. „Wir sortieren uns gerade neu. Drei Leute sind jedoch immer noch von Anfang an dabei“, erzählt Joschua Espeter. „Wir bemühen uns um ein lebendiges Zusammenleben. Die zwischenmenschliche Komponente ist das Wichtigste – nämlich aufeinander zugehen und Empathie füreinander zeigen.“

Mit der Idee, eine inklusive WG zu gründen, renovierte die Familie Espeter ihr früheres Familienhaus in Eilendorf und schuf hiermit nicht nur Wohnraum für junge Menschen, sondern einen Ort der Begegnung und des respektvollen Miteinanders. Sieben junge Leute mit und ohne Förderbedarf oder Behinderung und Kater Rocky leben gemeinschaftlich zusammen. Als Geschäftsführung des gemeinnützigen Vereins Tabalingo mit Sitz in Stolberg setzt sich die Familie bereits seit knapp zehn Jahren für inklusive sportliche und kulturelle Freizeitaktivitäten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung ein und feiert in diesem Jahr folglich großes Jubiläum. Über den gemeinsamen Sport können Kontakte geknüpft werden – ohne Leistungsdruck, es zählt allein der Teamgeist. Dennoch ist die WG nicht Teil von Tabalingo, sondern privat vermietet. „Die Gründung der inklusiven WG war eine rein persönliche Entscheidung“, so Joschua. Vor fünf Jahren haben wir bereits über die Anfänge der WG berichtet, deren Organisation und Verwaltung zunächst von den Eltern begleitet wurde. Mittlerweile leitet Sohn Joschua (24), der selbst von Anfang an in der WG wohnt, die Wohngemeinschaft und trägt somit die Verantwortung. „Wir haben in den letzten Jahren viele Erfahrungen gesammelt und es funktioniert sehr gut“, so Joschua, der Sportmanagement studiert und vier Jahre lang bei Tabalingo gearbeitet hat. „Die WG basiert absolut auf ehrlicher Hilfe. Jegliches Engagement der Bewohner ist 100 Prozent freiwillig. Wir nehmen Rücksicht aufeinander, aber wir leisten keine direkte Betreuung.“ Das Wohnprojekt hat hierdurch Modellcharakter. Es ist in dieser Form einzigartig in Aachen und unterscheidet sich von anderen inklusiven Projekten, die auf eine Mietminderung im Austausch für Alltagshilfe und Unterstützung setzen. Eine zusätzliche Assistenz über einen unabhängigen Pflegedienst ist zwar möglich, eine gewisse Selbstständigkeit der Bewohner jedoch notwendig, da zusätzlich keine Barrierefreiheit gegeben ist. Im Grunde sieht das Alltagsleben hier aber wie in jeder anderen WG aus, in der junge Menschen zusammenleben – plötzliches Auftauchen unbekannter Socken inklusive. „Wir kommen zum Essen zusammen, gucken Filme oder gehen feiern. Da gibt es unterschiedliche Berührungspunkte, das ist einfach Typsache“, so Joschua. „Jeder wird so akzeptiert, wie er ist.“
Text und Foto: Sabrina Marx


WEG-GEHfährten

Ab dem nächsten Jahr sollen acht junge Menschen ein neues Zuhause in Eilendorf finden. Die evangelische Stiftung Hephata plant in Zusammenarbeit mit der Elterninitiative WEG-GEHfährten ein Wohnhaus mit acht Wohnungen, in dem es leicht bis schwerstbehinderten jungen Erwachsenen ermöglicht wird, in familiärer Atmosphäre in den eigenen vier Wänden zu leben. Zusätzlich wird eine individuelle Förderung und ambulante Betreuung durch Hephata stattfinden. Das Projektengagement entstand aus der Not heraus, erklärt Martha Neumann, die für ihre 30-jährige, am Tourettesyndrom erkrankte Tochter keinen angemessenen Heimplatz finden konnte. „Es wird oft vergessen, dass Eltern von Kindern mit einer Behinderung diejenigen sind, die am längsten pflegen. Aber sie haben keine Lobby“, so Neumann, die ihre Tochter inzwischen seit sechs Jahren zu Hause pflegt. „Viele Eltern wissen nicht, was auf sie zukommt. Doch die Kinder werden schnell 18 und fallen aus dem Jugendbereich heraus.“ Ein Grundstück ist gefunden, doch noch werden interessierte Bewohner sowie Unterstützer gesucht, damit das Wohnprojekt realisiert werden kann. Zu einem regelmäßig mittwochs stattfindenden Selbsthilfeabend im Luisenhospital sind Eltern (nach vorheriger Anmeldung) herzlich eingeladen. Hier wird nicht nur das Wohnprojekt geplant, sondern es werden auch allgemeine Hilfestellung und die Möglichkeit zum Austausch geboten. „Wir wollen Eltern und Familien unterstützen“, betont Neumann. Über die Gruppe wird zudem ein Freizeitprogramm organisiert, unterstützt durch das Personal von Hephata.
Infos & Kontakt: info@wgf-ac.de, 02404 69912


Inklusiv wohnen in der StädteRegion – Zwischen Uns e. V.

Nach dem Vorbild eines inklusiven Wohnprojekts von „inklusiv wohnen Köln e. V.“, das in Köln bereits seit drei Jahren Menschen mit einer Behinderung und Studierende als Wohngemeinschaft zusammenbringt, soll in Zukunft auch in der StädteRegion eine inklusive WG entstehen. „Die Stadt Aachen hat uns ein Grundstück angeboten und wir sind in Kommunikation mit einem Investor“, berichtet Marita Holper über den derzeitigen Projektstand. „Es ist noch nicht spruchreif, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Konzept der WG wird die gegenseitige Unterstützung der Mitbewohner sein – nach dem Prinzip „Wohnen für Hilfe“. Das heißt, Studierende jeglicher Fachrichtung leisten gegen eine Mietverminderung stundenweise Alltagshilfe oder Unterstützung bei der Freizeitgestaltung. Dies soll jedoch keine professionelle Assistenz ersetzen und beinhaltet keine Pflegeleistung. Bewohner mit Hilfsbedarf werden weiterhin durch Fachkräfte und Assistenzdienste unterstützt. Auf diese Art soll das Projekt es selbst Menschen mit schweren Behinderungen und einem großen Unterstützungsbedarf ermöglichen, inmitten der Gesellschaft zu leben. Gleichzeitig können Studierende wertvolle Erfahrungen sammeln. Das Projekt wurde durch den Verein „Zwischen Uns e. V.“ angestoßen und ist in dieser Form einmalig StädteRegion.
Infos & Kontakt: marita.holper@gmx.de


Infomesse zu inklusiven Wohnprojekten

Auch in diesem Jahr veranstaltet die KoKoBe der StädteRegion Aachen wieder eine Wohnmesse zu inklusiven Projekten. Als unabhängige Einrichtung bietet KoKoBe seit mittlerweile 15 Jahren Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsangebote für Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen und deren Angehörige in den Bereichen Freizeit und Wohnen. Die Messe wird am 21. November 2020 stattfinden, es werden voraussichtlich 10 bis 14 Anbieter erwartet. „Neu dabei sind diesmal auch Elterninitiativen bzw. Wohnprojekte, die sich aus Elterninitiativen entwickelt haben oder gerade in Planung sind“, berichtet Alexandra Bohlmann. „Wir sind aber immer noch auf der Suche nach Anbietern.“ Neben der Ausstellung wird es in einem zweiten Raum zudem ein Bühnenprogramm geben. Die Projekte werden hier für die Besucher anschaulich in Form von Theater, Film, auf musikalische Art und Weise oder als Fotoreportage vorgestellt.
kokobe-regionaachen.de


Alle Generationen unter einem Dach

PatchWorkHaus Aachen – eine Wahlfamilie

Viele farbenfrohe Türen spiegeln den Namen des Wohnprojekts wider – wie bei der Patchwork-Technik setzen sich die verschiedenfarbigen Türen des PatchWorkHauses zu einem Ganzen zusammen und symbolisieren die Bewohner des Hauses und deren bunte Vielfalt. In dem Mehrgenerationenhaus leben Familien, Paare, Singles, Jung und Alt, Menschen mit und ohne Handicap im Alter von einem Jahr bis zu fast 80 Jahren zusammen und verwalten das Wohnprojekt in Eigenregie. Von den 19 Wohneinheiten werden zurzeit sieben von Familien mit Kindern bewohnt. „Wir haben uns von Anfang an eine größtmögliche Diversität gewünscht. Gerade Diversität bringt Stabilität“, erklärt Birgitta Hollmann, Bewohnerin im PatchWorkHaus. „Meine Kinder erfahren hier gelebte Diversität im Alltag“, ergänzt Tanja Klein. „Das ist ein großer Mehrwert, den man so auf der Insel des Einfamilienhauses oft nicht hat.“

Seit 2008 trifft sich die Gruppe bereits mit dem Ziel, ein genossenschaftliches Mehrgenerationen-Wohnprojekt aufzubauen. Aus einem Verein wurde die Genossenschaft gemeinsam leben eG, und nach einer langwierigen Grundstückssuche wurde schließlich ein passendes Grundstück in Aachen-Forst gefunden, bebaut und im Jahr 2017 bezogen. „Es war ein Prozess voller Vorfreude mit Höhen und Tiefen“, berichtet Tanja Klein. Insbesondere die Akquise von Familien gestaltete sich erst als schwierig. Die lange Phase der Planung und des Baus ist für junge Familien oft abschreckend, und nicht jeder verfügt über das notwendige Eigenkapital. Doch gerade die Vermietung der größeren, familiengerechten Wohnungen war für die Finanzierung des Projekts wichtig. „Wir haben damals in einem Artikel in KingKalli von dem Projekt gelesen. Es gab einen Aufruf für Familien. Das war für uns der Anlass zu denken: Da müssen wir noch einmal hingehen“, erzählt Stephanie Schütten, die im Vorfeld bereits ein Info-Café der Genossenschaft besucht hatte. „Als PEKiP-Kursleiterin spreche ich oft mit jungen Familien über ihre Wohnträume und stelle immer wieder fest, wie stark das Einfamilienhaus in den Köpfen verankert ist. Ihnen ist oft nicht klar, auf wie viel Hilfe man angewiesen ist als Familie. Das bemerkt man meist erst ein bis zwei Jahre später, wenn die Berufstätigkeit wieder einsetzt.“

In zurückgelegener Lage liegt das PatchWorkHaus in einem Blockinnenbereich, umgeben von Gärten. Die C-Form des Gebäudes mit einem nach innen gelegenen Hof sowie einem Gemeinschaftsgarten samt Spielplatz eignet sich ideal für ein auf Gemeinschaft basierendes Zusammenleben und vermittelt ein Gefühl von Sicherheit. Tanja Klein betont aber, dass eine Balance aus Nähe und Distanz wichtig ist. „Ich habe mich in der Anfangsphase gefragt, wie viel Nähe ich überhaupt möchte. Es gibt hier immer auch die Option, dass Türen zu bleiben“, so Klein. „Sicherlich gibt es auch mal Reibungen (ein Knackpunkt: unterschiedliche Vorstellungen von Ordnung). Aber wir alle haben uns bewusst dafür entschieden, dass wir uns miteinander auseinandersetzen wollen.“ Hierfür braucht es gemeinsame Regeln und Zusammenarbeit. So gibt es seit Kurzem sogar ein Kinderparlament im PatchWorkHaus, in dessen Rahmen die jungen Bewohner des Hauses demokratische Grundzüge erproben und z. B. darüber tagen, welches Gemüse in diesem Jahr ins Kinderbeet gepflanzt wird.

Auch wenn zurzeit alle Wohneinheiten belegt sind, sind Interessierte gerne zum Stammtisch eingeladen. Dieser findet regelmäßig an jedem 15. eines Monats statt.
Infos & Kontakt: info@patchworkhaus-aachen.de, patchworkhaus-aachen.de

Text & Foto: Sabrina Marx


Inmitten der Aachener Innenstadt – Wohnprojekt Wohnsinn

Im Innenhof spielt eine Gruppe Kinder Fußball und feiert Kindergeburtstag. Während im Innenhof und Gartenbereich heute noch die letzten Überreste von einem Schneemann zu sehen sind, werden hier im Sommer die Kirschen direkt vom Baum gepflückt und Übernachtungspartys auf dem großen Trampolin gefeiert. „Wir hatten vorher keinen Garten und es waren nicht viele andere Kinder da“, erzählt Paula. Mittlerweile ist der eigene Garten für Paula, Franka und die anderen Kinder, die im Wohnprojekt Wohnsinn mit ihren Familien leben, zu ihrem ganz persönlichen Lieblingsspielplatz geworden. Ein Abenteuerspielplatz mitten in der Aachener Innenstadt.

Zum gemeinschaftlichen Wohnprojekt Wohnsinn gehören zwei denkmalgeschützte Häuser von 1900 sowie ein Neubau. Seit mittlerweile zehn Jahren leben hier 22 Wohnparteien zusammen im Zentrum der Stadt. „Manche wollten außerhalb, andere innerstädtisch wohnen. An der Frage teilte sich die Gruppe bereits, bevor überhaupt ein Grundstück in Aussicht war“, berichtet Heide über die Anfänge des Projekts. „Zu Beginn waren unter den Interessenten vor allem ältere Menschen. Doch jetzt wohnen auch fünf Familien mit Kindern hier.“ Unter anderem Günther und seine Tochter Paula, die gerne als Gastgeberin die anderen Kinder zu sich einlädt. „Kinder machen die eigene Wohnung teils auch zum Gemeinschaftsbereich“, erzählt Günther lachend. „Obwohl ich nur eins habe, sitzen manchmal fünf Kinder am Tisch, die fragen: ‚Was gibt es heute zu essen?‘“
Das Wohnprojekt macht spontane Verabredungen und ein lebendiges Miteinander möglich. Dennoch ist die Verwaltung des Hauses in erster Linie mit viel Arbeit verbunden. Alle Bewohner sind gemeinsam für alle Aufgaben verantwortlich. Während in der Anfangsphase vor allem Bauarbeiten anstanden und Reparaturen sowie Renovierungen bis heute andauern, geht die Selbstverwaltung inzwischen außerdem mit viel Büroarbeit einher. „Man löst Probleme gemeinsam und das schweißt zusammen“, findet Heide. „Es ist viel Arbeit, aber eben auch eine sehr schöne, kreative Herausforderung.“ Vor rund einem Jahr stand zum Beispiel ein Durchbruch zum Innenhof an. So konnten Hof und Garten als Mittelpunkt der Häuser noch zentraler mit den Gemeinschaftsräumen verbunden werden. „Wir sind keine Genossenschaft und tragen die finanzielle Belastung daher alle zusammen. Es ist eine Vertrauenssache und große Verantwortung“, betont Mirjam. „Aber es ist auch ein tolles Netzwerk, das man so nicht hätte, wenn man alleine lebt.“ Insbesondere wenn die eigenen Großeltern weit entfernt leben, kann das Wohnprojekt die Rolle als soziales Netz erfüllen. Und in der Gruppe kann man bekanntlich mehr stemmen als alleine.
Info & Kontakt: wohnsinn-aachen.org, 0179 1144328

Illustration: Paula, 9 Jahre


Gemeinsame LebensWeGe

Fast zehn Jahre lagen zwischen der Gründung der Planungsgruppe und dem Einzug in das neue Zuhause in der Mataréstraße in Aachen-Forst. Mit dem Ziel, Nachbarschaft solidarisch zu leben und gemeinschaftlich, selbstorganisiert zu wohnen, gründete eine Gruppe Aachener und Aachenerinnen 2013 die Genossenschaft LebensWeGe. Im Frühjahr 2016 zogen die ersten 16 Bewohner ein – für viele der Mieter ein langgehegter Traum, der in Erfüllung ging. „Der Alltag im Wohnprojekt hat nichts ausgelassen: Liebe, Krankheit, Tod, Geburt, neue Freundschaften, Enttäuschungen, Kränkungen, Missverständnisse, fröhliche Feste, Rückzug, Streit, versöhnliche und verständnisvolle Gespräche – das pralle Leben eben“, resümiert Dagmar Erwert die ersten vier Jahre des Zusammenlebens. Man müsse sich bewusst sein, dass Entscheidungen in der Gruppe oft länger dauern und die Verwaltung des Hauses auch die Bereitschaft zu Kompromissen verlangt. Das kann schwierig und herausfordernd sein. „Auf der anderen Seite stehen Erfahrungen von Unterstützung und Solidarität, von Kontakten mit ungewohnter Leichtigkeit und Spontanität.“ Eine Umfrage unter den Bewohnern ergab: Sie würden sich ein zweites Mal für das Wohnprojekt entscheiden.

Eine zunehmende Vereinsamung der Menschen und die Zerstreuung und Auflösung von familiären Netzen lässt neue Wohnmodelle entstehen, die den Fokus auf ein bewusst gewähltes soziales Miteinander legen. Inspiriert vom ersten Projekt der LebensWeGe war die Nachfrage nach weiteren Projekten in der StädteRegion groß. Folglich entstanden zwei neue Projektgruppen, die sich für die Gründung ähnlicher Wohnprojekte auf dem Branderhof in Burtscheid sowie in Aachen-Nord (Wiesental) engagieren. Doch trotz der mittlerweile fortgeschrittenen Planungsphase ist die Realisierung zurzeit ungewiss. „Der Grundstücksmarkt in Aachen ist leergefegt, die Baukosten sind enorm gestiegen“, bedauert Erwert. Zudem geht aus dem Ratsbeschluss des sogenannten Aachener Modells der Stadt aus dem Frühjahr 2019 hervor, dass städtische Grundstücke nur noch im Erbbaurecht vergeben werden und 40 Prozent der gebauten Wohnungen Menschen mit Wohnberechtigungsschein zur Verfügung stehen sollen. „In einer Genossenschaft müssen die künftigen Nutzer einer Wohnung einen bestimmten Eigenanteil zur Baufinanzierung beitragen.

Dieser Anteil ist zwar erheblich niedriger als bei einer Eigentumswohnung und wird auch bei Auszug erstattet, liegt aber angesichts der aktuellen Baukosten bei durchschnittlich 600 bis 800 Euro pro Quadratmeter, was bedeutet, dass ein Interessent mindestens 30.000 Euro für eine 50-Quadratmeter-Wohnung mitbringen muss“, so Erwert. Dies überschreitet die Einkommensgrenze für Wohnberechtigungsschein A und stellt für interessierte Bewohner sowie die Genossenschaft momentan eine große Herausforderung dar.
Kontakt & Infos: anfrage@lebenswege-aachen.de, lebenswege-aachen.de, 0241 56528471


Gemeinschaftlich leben im Zusammenhaus

Auf dem Gelände des alten Tivoli-Stadions ist vor vier Jahren ein Gebäudekomplex entstanden, in dem Jung und Alt zusammenleben: das Zusammenhaus. Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen, Singles und Familien setzen im Rahmen des Wohnprojekts auf ein nachbarschaftliches Miteinander und den gegenseitigen Austausch. Seit 2016 sind die 28 Wohneinheiten bezogen. Außer über eine gemeinsam genutzte Gartenanlage verfügt das Haus zusätzlich über eine Gemeinschaftswohnung. Sie bietet Raum für Aktivitäten der Bewohner und Mitglieder des Vereins „Das Zusammenhaus Aachen e. V.“, der mit dem Wohnprojekt verbunden ist. So finden dort unter anderem regelmäßig Spieleabende oder sommerliche Grillabende statt. Aktionen, die zu einem langfristigen Gemeinschaftsleben beitragen sollen. Zudem fungiert die Gemeinschaftswohnung als Gästewohnung, in der Angehörige und Freunde der Hausbewohner übernachten können.
Infos & Kontakt: info@das-zusammenhaus-aachen.de, das-zusammenhaus-aachen.de, 0241 51854220

Foto: Das Zusammenhaus


Mit Freu(n)den unter einem Dach

Der Vereinsamung der Gesellschaft entgegentreten – mit Freunden und Freude. Geknüpft an den Verein „Mit Freu(n)den unter einem Dach
e. V.“ entstand vor zehn Jahren ein Wohnprojekt in Aachen-Brand, bei dem Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern und unterschiedlichen Alters unter einem Dach zusammenwohnen. Das Haus verfügt über 30 barrierefreie Miet- und Eigentumswohnungen in verschiedenen Größen. Auch wenn die Individualität und Privatsphäre des Einzelnen respektiert wird, ist es zentral für das Wohnprojekt, dass Interesse an der Gemeinschaft vorhanden ist und sich jeder entsprechend den eigenen Möglichkeiten einbringt. Zum Beispiel bei der Vorstandsarbeit, in Arbeitsgruppen zu den Bereichen Garten, Gemeinschaftsraum und Öffentlichkeitsarbeit oder bei der Planung gemeinsamer Aktionen. Der Erfahrungsaustausch zwischen Jung und Alt und die gegenseitige Unterstützung werden hier wertgeschätzt.
Infos & Kontakt: mit-freunden-unter-einem-dach.info, info@mit-freunden-unter-einem-dach.info


Wohnprojekt SUN-Haus

SUN steht für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen. Gemeinsam gestalten die Hausbewohner ihr Zusammenleben und unterstützen sich gegenseitig. Gerade die Bedürfnisse von Familien und Rentnern ergänzen sich, sodass beide Seiten voneinander profitieren können – so zum Beispiel in Form von Kinderbetreuung oder Hilfe bei Besorgungen. 2008 konnte das Mehrgenerationenhaus am Kronenberg bezogen werden, das gleichberechtigt von Mietern und Eigentümern verwaltet wird. Architektin Ursula Komes, die ebenfalls am Stadthaus-statt-Haus-Wohnprojekt beteiligt war, setzt auf neues und klimaschonendes Wohnen. So ist das SUN-Haus als Energiesparhaus konzipiert, der Projektname spiegelt daher auch die Nutzung von Solarstrom wider. Neben gemeinsamen Aktivitäten und Aktionstagen steht zudem das Engagement im Viertel im Fokus. So etwa beim Kronenbergfest, bei der Mitarbeit in der Flüchtlingsbetreuung oder in der Kirchengemeinde.
Infos & Kontakt: wohnprojekt-sun.de, info@wohnprojekt-sun.de, 0241 47583880


Jung & Alt

Bereits seit 1996 existiert das Wohnprojekt „Jung & Alt“ in der StädteRegion, das in Verbindung zum gleichnamigen Verein steht und von der Stadt Aachen öffentlich gefördert wird. Einmal monatlich treffen sich die Vereinsmitglieder und besprechen aktuelle Themen und Aktivitäten rund um das gemeinschaftliche Wohnprojekt, das 26 Wohnungen verschiedener Größe aufweist. Zur lebhaften Nachbarschaft der Bewohner gehören zum Beispiel jahreszeitliche Aktionen. So werden Feste wie St. Martin, Weihnachten und Silvester zusammen gefeiert. Aber auch das gemeinsame Außengelände mit Spielplatz bietet vor allem in den Sommermonaten die Möglichkeit, nachbarschaftliche Kontakte zu knüpfen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Eine Eintragung in die Warteliste für eine Wohnung ist über die gewoge AG möglich; es ist ein Wohnberechtigungsschein notwendig.
Infos & Kontakt: heidrun.koenig@gewoge-aachen.de


Stadthaus statt Haus

Oberhalb des Marschiertors ist 2002 das selbstverwaltete Wohnprojekt „Stadthaus statt Haus“ entstanden. Der Name lässt bereits auf die Beweggründe des Projekts schließen, denn einige der insgesamt 19 Bewohner haben mit ihrem Einzug in das Gemeinschaftshaus in der Innenstadt größeren Wohnraum am Stadtrand freigemacht, sodass dieser stattdessen von jungen Familien genutzt werden kann. Bei dem generationsübergreifenden Projekt stehen vor allem Gemeinschaft und Gastfreundschaft im Zentrum, sowohl gegenüber den anderen Hausbewohnern als auch im Stadtteil selbst. Zudem geht es darum, eine Alternative zu klassischen Altenversorgungsmodellen aufzubauen.
Infos & Kontakt: stadthaus.aachen@gmx.de, 0241 9291113


Gemeinsam leben – bewerben für Sozialpreis!

Der 2017 eingeführte Sozialpreis der 1871 gegründeten Großbäckerei Mestemacher trägt den Titel „GEMEINSAM LEBEN“. Der Öffentlichkeit werden mit diesem Preis offene Lebensmodelle, in denen Menschen füreinander da sind, sich gegenseitig helfen, sich gegenseitig fördern und demokratisch miteinander umgehen, gezeigt. Neue offene Lebensmodelle sind zum Beispiel die Großfamilie, das Mehrgenerationenhaus, die Wohngemeinschaft, religiös-liberale Einrichtungen zur Förderung von religiöser Gleichstellung oder Gentlemen’s Clubs, die Frauen als Mitglieder zulassen.

In der Großfamilie unterstützen sich Kinder, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Die Angehörigen leben unter einem Dach, organisieren gemeinsam das Alltagsleben und bringen sich als Gemeinschaft voran. Aufeinander ist Verlass und es gibt Netze mit doppeltem Boden. Kooperationspartner der Großfamilie sind u. a. familienergänzende Organisationen wie Krippen, Kitas, Ganztagsschulen, Arbeitgeber und Pflegedienste. Im Mehrgenerationenhaus sind Seniorenzentrum, Bildungszentrum und Kindertagesstätte unter einem Dach vereint. Es gibt z. B. gemeinsam genutzte Versorgungseinrichtungen und Plätze, wo sich Jung und Alt z. B. zu Live-Musik, zum Kinderschminken und zum Theater der Generationen versammeln.

Wohngemeinschaften sind typologisch Wahlverwandtschaften. Sie existieren als studentische Wohngemeinschaft, Wohngemeinschaft mehrerer Familien, als Wohngemeinschaft mehrerer Fach- und Führungskräfte in der Zweitwohnung am Arbeitsort oder als Wohngemeinschaft von Freunden und Freundinnen. Das gemeinsame Leben in der Gesellschaft, in der Familie und in der Partnerschaft ist das verbindende Merkmal neuer offener Lebensmodelle.
Die ersten Preisträger 2017 waren die Großfamilie Fritsch aus Rheda-Wiedenbrück, der Übersee-Club e. V. Hamburg, das Mehrgenerationenhaus Pusteblume in Halle-Saale und das Wohnprojekt Marthastraße aus Nürnburg. Zu gewinnen gibt es auch 2020 viermal 2.500 Euro, es werden wieder vier Gewinnerinnen bzw. Gewinner ausgezeichnet. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 31. August. Es können sowohl Einrichtungen empfohlen werden als auch eigene Bewerbungen von Gruppen und Einzelpersonen abgegeben werden. Weitere Infos und die Bewerbungsunterlagen zum Herunter-laden findet man unter mestemacher.de/gleichstellungsaktivitaeten/mestemacher-preis-gemeinsam-leben

Foto: WIR – Bio Power Bodensee

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