Welches Haustier für die Familie? Der Hamster: Kuscheln unerwünscht

in Natur, Tiere, Nachhaltigkeit

Sie haben eines dieser geduldigen, vernünftigen, feinmotorisch begabten Kinder, die aus einem angeborenen naturwissenschaftlichen Interesse heraus stundenlang im Garten Tiere beobachten, wenig Lärm machen und zudem noch ein geringes Schlafbedürfnis haben? Dann sollten Sie darüber nachdenken, Ihrem Kind einen Hamster zu schenken.

Man ahnt: Dass Hamster ein optimales Einsteigertier für kleinere Kinder seien, ist ein Gerücht. Fast alle Zwerg- und Mittelhamster sind nämlich abend- und nachtaktiv, lassen Schmuseeinheiten nur mit Glück ohne Gegenwehr über sich ergehen und fühlen sich am wohlsten, wenn sie in ihrem Käfig in Ruhe ihren Hobbys nachgehen können; buddeln, Tunnel bauen, schlafen und knabbern. Und zwar allein, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Nagern sind Hamster Einzelgänger, die nur zur Familiengründung Artgenossen um sich haben wollen.

Für den Hamsterhalteralltag bedeutet das: Warten, bis das Tier abends von alleine wach wird, füttern, Klo-Ecke reinigen, Freilauf anbieten, die putzige Fellkugel aus der Ferne bei ihren Verrichtungen beobachten und das eigene Kuschelbedürfnis unterdrücken – nicht unbedingt das, was sich die meisten Kinder von der Anschaffung eines Haustiers versprechen. Wenn sich jedoch alle Familienmitglieder darüber im Klaren sind, dass sie sich einen anspruchsvollen, eigenbrötlerischen Untermieter mit geringer Lebenserwartung (ca. 2 Jahre) ins Haus holen, kann die Haltung der emsigen Tunnelbaumeister trotz allem eine bereichernde Erfahrung sein.

Damit die Tiere sich wohlfühlen und arttypisches, gesundes Verhalten an den Tag (bzw. die Nacht) legen, benötigt man jedoch einiges an Hintergrundwissen, Platz, Rücksicht und Geduld. Damit sich Hamster buddelwohl fühlt, ist mehr erforderlich als der zoohandelsübliche DIN-A3-große Kleinnagerkäfig mit Gitterlaufrad und Plastikröhre, der sich platzsparend in einem Fach des Kinderzimmerregals verstauen lässt. Erfahrene Hamsterhalter empfehlen eine Käfiggröße von mindestens 100 cm x 50 cm, besser mehr, da Hamster ausgesprochen bewegungsfreudig sind. Laufräder sind keine Alternative zu einem ausreichend großen Käfig und täglichem Auslauf, und es sollten aufgrund des hohen Verletzungsrisikos nur große, halbgeschlossene Räder ohne Spalte oder Gitter angeboten werden. Außerdem sollte am Käfig und seiner Einrichtung möglichst wenig Kunststoff verarbeitet sein, da abgeknabberte Plastikstückchen gesundheitsschädlich sein können. Viele Halter wählen deshalb ein ausgedientes Aquarium oder Terrarium als Behausung für ihre Hamster. Aquarien lassen sich nicht nur höher mit Einstreu befüllen als die niedrigen Plastikwannen eines herkömmlichen Käfigs, sie bieten auch den besseren Einblick in die unterirdische Bautätigkeit des Bewohners.

Eingerichtet werden sollte der Käfig mit flachen Etagen zum Klettern, einer licht- und geräuschdämmenden Schlafhöhle, mindestens 5 cm
dicker Einstreu aus Holzspänen und einer Wasserflasche (Nippeltränke). In die Einstreu vergrabene Pappröhren dienen dem Hamster als Grundlage für ein unterirdisches Tunnelsystem, Heu wird als Polster für Schlafplätze und weitere Baumaßnahmen verwendet. Futter muss nicht unbedingt im Napf gegeben werden, es kann auch im Käfig verteilt werden. Die Futtersuche ist für den Hamster eine willkommene Beschäftigung und ermöglicht es dem Zuschauer hinter der Scheibe, seinen Mitbewohner auch überirdisch in Action zu erleben.

Menschliche Action ist allerdings nicht Hamsters Fall. Die Tiere besitzen ein empfindliches Gehör und fühlen sich von hektischer Haushaltsarbeit, lautem Besuch oder dem Geräusch von Schlagzeug, Ego-Shooter oder Laubsäge bei der Tagruhe gestört. Im Gegenzug beginnen sie genau dann mit dem Knabbern, Schrabben und Knis-tern, wenn Kinder gerade ins Bett sollen. Wenn man auf gereizte Hamster und unausgeschlafene Kinder verzichten kann, ist das Kinderzimmer also in den seltensten Fällen der ideale Platz für einen Hamsterkäfig – sofern die Anschaffung angesichts der zahlreichen Zugeständnisse und Kompromisse für Familien mit tierbegeisterten Kindern überhaupt in Frage kommt. Das Beobachten ihres zufriedenen, ausgelasteten und mit viel Geduld vielleicht doch ansatzweise handzahmen Haustiers entschädigt echte Hamsterfreunde jedoch für alle Einschränkungen, die sie für das Zusammenleben mit den ausgesprochenen Individualisten eingehen müssen. Schwangere sollten allerdings vorsichtshalber von der Anschaffung eines jungen Hamsters absehen, da in extrem seltenen Fällen Jungtiere bis zum Alter von drei Monaten Hirnhautentzündung übertragen können.

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