Vorortbericht aus dem FSJ: Das alltägliche Leben in Togo

in Auslandsjahr, yang52 (14+), Zukunftsstarter – neben und nach den Schule

Ein Glück, dass ich diesen Bericht nicht von Hand schreibe. Zum einen ist er getippt leserlich, zum anderen tropfe ich das Blatt nicht mit Schweiß voll und auch die staubigen Arme hinterlassen keine Spuren auf dem Papier.

Endlich neigt sich die heißeste Zeit des Jahres in Togo dem Ende entgegen und auch der Regen kommt nach und nach zurück. Noch hat die große Regenzeit zwar nicht angefangen, aber die vielen Wasserfälle in der Region werden wieder ihres Namens wert. Auch die trockene, staubige Luft wird wieder tropisch feucht und das Grün fängt überall an zu sprießen. Die Tropen haben keine Jahreszeiten, wie wir sie kennen. Vielmehr wird das Jahr in Trocken- und Regenzeit unterteilt. Der Anfang der Regenzeit hat aus genannten Gründen etwas Frühlingshaftes. Allerdings beginnt die Regenzeit im Norden erst Anfang Mai und es ist allgemein trockener als im Süden. Den deutlichen Unterschied kann man gut auf dem einen Foto erkennen.
Ich bevorzuge trotzdem die Trockenzeit. Man vergisst regelrecht, was Regen überhaupt ist, und kann sich bei Ausflügen sicher sein, dass einen der Regen nicht erwischt. In der Regenzeit regnet es zwar sehr regelmäßig, bei ganzjährig warmem, meist sonnigem Wetter spielt sich der Alltag dennoch in der Regel draußen ab.

Normalerweise führen die einzelnen Zimmer der ebenerdigen Gebäude direkt auf den Hof hinaus. Waschen, spülen, kochen, spielen, arbeiten, Hausaufgaben machen und so ziemlich alles sonst spielt sich draußen ab. Dort ist es auch angenehmer als in der gestauten Hitze der kaum isolierten Häuser. Die Fenster bestehen aus kleinen Glasplatten, die bei Bedarf geschlossen werden können, aber trotzdem noch für viel Luftzufuhr sorgen. Das Dach ist in aller Regel nur aus Wellblech – in Kombination mit der Sonne ein Garant für echtes Sauna-Feeling, zusammen mit Regen wiederum ein dauerhafter, lauter Trommelwirbel.
Das Leben beginnt früh. Bereits gegen 4 Uhr morgens stehen meine togoischen Geschwister auf und beginnen mit der Hausarbeit. Auch sportliche Aktivitäten beginnen vor 7 Uhr in der Frühe. Zu einer anderen Tageszeit wäre es entweder dunkel oder man müsste aufgrund der Hitze die Joggingrunde in der stark klimatisierten Poststelle durchführen – hier merke ich immer erst wieder, wie warm es eigentlich draußen ist. Es gibt ein paar Vereine für traditionelle Musik und Tanz sowie für Ballsportarten, Kraftsport und Gymnastik.

Der Alltag der meisten Menschen aus Togo dauert aber so lange, dass für Hobbys nicht mehr viel Zeit ist. Wie ich es in meinem Umfeld erlebe, sind die Kirche und das Beten die größte Freizeitbeschäftigung, bei der die Menschen mit viel Enthusiasmus dabei sind.
Viele Menschen arbeiten in kleinen Geschäften, Bars oder auf dem Markt. Selbst die Öffnungszeiten der Geschäfte gehen von etwa 7 bis 21 Uhr. Vor allem aufgrund deren Vielzahl ist die Kundschaft hingegen eher gering – so gering, dass ich mich manchmal wundere, wie sich die Verkäuferinnen und Verkäufer über Wasser halten können. Entsprechend sind die Pausen zwischen den einzelnen Kunden auch mal etwas ausgedehnter. Da muss wohl die Geduld der Menschen herkommen. Für mich wäre das eine sehr eintönige und ineffiziente Arbeit, aber mangels Ausbildung oder anderer Berufe haben die meisten Togolesen keine Wahl. Das hört man sogar sehr oft hier: „On n’a pas le choix!“ (Man hat keine Wahl.)
Im Haushalt übernimmt die Frau fast alle Aufgaben und kümmert sich um die Kinder, die in der Zahl deutlich mehr sind als in Deutschland. Der Mann soll sich um das Einkommen kümmern. Deswegen ist es auch ein besonderes Drama, wenn ein Mann seine Familie verlässt. Viele Frauen arbeiten nebenbei als Verkäuferin, insbesondere auf dem Markt. Die vielfach erwähnten Taxifahrer sind ausschließlich Männer und auch in der Regierung und in verantwortungsvollen Berufen sitzen fast ausschließlich Männer. Die Kinder unterstützen ihre Eltern teilweise im Beruf und viel im Haushalt – auch hier wieder fast nur die Mädchen.
Schlaf wird hier meiner Erfahrung nach nicht besonders großgeschrieben. Meine Geschwister sitzen nach getaner (Haus-)Arbeit häufig noch bis 23 Uhr an ihren Hausaufgaben, beten oder sind in der Kirche. Der Lebhaftigkeit und Fröhlichkeit nach zu urteilen scheinen die fünf bis sechs Stunden Schlaf auszureichen. Für mich gilt das nicht. 21 Uhr hat sich bei mir als eine gute Zeit zum Schlafengehen etabliert, zumal ich aufgrund des früh beginnenden Lebens auf dem Hof früh aufwache.

Ein Thema, das mich hier des Öfteren beschäftigt, sind Krankheiten. Zum einen ist das Essen manchmal nicht ganz sauber zubereitet worden, was schon häufiger zu Mageninfektionen mit allem, was dazugehört, geführt hat. Zum anderen übertragen die Moskitos Malaria. Viermal kam ich schon in den Genuss. Das ist für die Zeit meines Aufenthalts eine hohe Zahl. Allerdings lief die Malaria bei mir recht glimpflich ab. Die einzigen Symptome waren hohes Fieber, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit und ließen sich mit viel Schlaf und ein paar Tagen Ruhe gut durchstehen. Natürlich ist es ein bisschen nervig, jedes Mal bei Fieber direkt ins Krankenhaus rennen zu müssen. Zu Ärzten, die sehr verschreibungsfreudig sind. Bei rechtzeitiger Behandlung ist mir Malaria aber lieber als Magenprobleme. Malaria ist übrigens die häufigste Infektionskrankheit der Welt und auch in Togo eine häufige Erkrankung. Wenn man sich die Medikamente leisten kann, ist sie aber nicht so schlimm, wie ich vor meiner Reise angenommen hatte.

In der nächsten Ausgabe des KingKalli heißt es dann schon, meinen Freiwilligendienst zu resümieren. Drei schöne Monate bleiben mir noch.

Bis bald
Euer Franz

 

In diesem Jahr berichtet Franz Harren für uns von seinem FSJ aus Togo.
Wer für uns ein Jahr lang von seinem FSJ oder BFD erzählt, bekommt ein Ministipendium von 250 Euro.
Für das kommende Jahr haben wir unsere Entscheidung soeben gefällt:
Ab Herbst ist Elisa Runchina bei einem freiwilligen Friedensdienst in Stettin/Polen für uns vor Ort.

Wer für uns berichten möchte, meldet sich bei:
Birgit Franchy
info@verlag-umdieecke.de
Stichwort „FSJ/BFD“

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