Viele Kinder verbringen gerne Zeit mit ihren Großeltern, wenn sie in erreichbarer Nähe leben. Oma und Opa unterstützen bei der Kinderbetreuung und genießen dabei das Zusammensein mit ihren kleinen Enkeln. Neben der Entlastung der Eltern im Alltag stehen dabei häufig auch Wochenendausflüge mit den Enkelkindern an. Das Ludwig Forum hat eigens für diese Zielgruppe das Programm „Familienbande“ eingerichtet. Jeweils am letzten Sonntag im Monat findet das zweistündige Angebot für Großeltern und ihre Enkel zwischen sechs und zehn Jahren statt. Die Teilnehmenden erkunden zuerst mit Begleitung das Ludwig Forum, dann wird in der Werkstatt ein eigenes Kunstwerk erschaffen. Wir haben an einem Termin teilgenommen und die kleinen und großen Künstler bei der Entstehung ihres Kunstwerks begleitet.
Ende Februar, Sonntag 14:00 Uhr im Ludwig Forum, draußen strahlender Sonnenschein, trotzdem sammeln sich langsam einige Grüppchen von Kindern und Erwachsenen im Foyer. Vorab waren 30 Teilnehmer angekündigt, davon ist etwa die Hälfte erschienen. Vermutlich wegen des tollen Wetters – denken die beiden Kursleiterinnen. Aufgrund der großen Nachfrage sind heute ausnahmsweise zwei Kursleiterinnen dabei, eine Aachener Kinderbuchautorin und eine Künstlerin. Das Angebot wird von wechselnden Honorarkräften durchgeführt.
Nach einer kurzen Begrüßung begibt sich eine Gruppe von ungefähr 15 Personen vorerst in die Werkstatt, den Ort, an dem später auch die Kunstwerke entstehen werden. Eine durchmischte Gruppe aus Mädchen und Jungen, Großmüttern und Großvätern. In der Werkstatt haben alle nun die Möglichkeit, Jacken aufzuhängen und Rucksäcke abzustellen, Taschen müssen hierbleiben und dürfen nicht mit in den Ausstellungsbereich. Dann wird die Gruppe zweigeteilt und es geht vorerst zurück ins Forum für eine kurze Führung durch das Museum. Kindgerecht wird die Geschichte des Ludwig Forums und der Sammlung Ludwig bei einem Rundgang und einem Blick ins Forum, die Mitte der großen ehemaligen Fabrikhalle, erklärt.
Dann begeben sich die Gruppen in die derzeitige Ausstellung von Kerstin Brätsch. Das Programm der „Familienbande“ passt sich an die aktuellen Ausstellungen an und nutzt diese als Inspiration. Unter dem Titel „Die Sein: Para Psychics“ finden sich in der Ausstellung derzeit etwa hundert Mandala-ähnliche Zeichnungen, die die Gruppen gemeinsam betrachten, interpretieren und für die sie sich mögliche Namen ausdenken. Einer der zwei Räume beinhaltet einen Meditationsraum, hier können sich alle gemeinsam um einen künstlichen Teich setzen, die Meditationsmusik genießen und zur Ruhe kommen oder schon über ihre Kunstwerke nachdenken. Die Künstlerin hat diesen Meditationsraum eingerichtet, da ihre Arbeiten alle aus intensiven Meditationen entstanden sind. Die Besichtigung soll eine Grundlage für die nun folgenden Arbeiten darstellen. Mit vielen neuen Eindrücken geht es zurück in die Werkstatt und ans Arbeiten.
Alle Teilnehmenden können nun an zwei großen Tischen Platz nehmen und nach einer kurzen Erklärung und Einführung in die Techniken geht es dann auch schon los. Die Themen, Techniken und Materialien ändern die Kursleiter und -leiterinnen regelmäßig, es wird immer etwas anderes angeboten. Heute werden die Teilnehmer sich künstlerisch mit dem Thema Frühling auseinandersetzen. Dafür wird zuerst eine Druckplatte auf einem kleinen Stück Styropor mit einem Bleistift angelegt. Mit dem Bleistift wird ein Bild in das Material gedrückt, gar nicht so einfach. Während die Teilnehmer arbeiten, gehen die Kursleiterinnen herum, geben Tipps, helfen und motivieren. Jeder Teilnehmende gestaltet sein eigenes Kunstwerk, die Großeltern sind also auch dazu aufgerufen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Nachdem nun das Bild fertig in das Styropor geritzt ist, wird dieses mit einer Farbrolle bestrichen, um es dann auf ein größeres Papier zu drucken. Die Großeltern helfen ihren Enkeln dabei, ihre Kunstwerke auf das Papier zu bringen – oder andersherum. Das Bild wird in die Mitte des Blattes gedruckt und als Nächstes wird ein Rahmen gemalt. Dafür stehen Wachsmal-, Bunt- und Bleistifte zur freien Verfügung. Jeder hat eine eigene Idee, wie der Rahmen aussehen soll. Bunte Muster und Formen als Rahmen, das Bild in eine Landschaft eingefügt, sich selbst, Tiere oder den eigenen Namen auf dem Bild verewigt.
Alles, was den jungen und alten Künstlern in den Sinn kommt, kann hier realisiert werden. Alle sind fleißig bei der Arbeit, und wenn doch mal jemandem die Ideen ausgehen, helfen die Kursleiterinnen gerne nach und geben Tipps oder Anregungen.
Ein Großvater fällt durch sein Geschick bei der Arbeit auf, auf Nachfrage stellt sich heraus, dass er selbst Künstler war und jetzt mit seiner Enkelin Lilly hier im Ludwig Forum bei der Familienbande teilnimmt. Nach etwa anderthalb Stunden Arbeit sind die Kunstwerke fertiggestellt. Wer sich vorher nicht vorstellen konnte, so lange an einem Werk konzentriert zu arbeiten, wird erstaunt sein, wie schnell die Zeit dann doch vorüber ist und wie sich das Kunstwerk kontinuierlich weiterentwickelt. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind froh und stolz auf ihre Kunstwerke und nehmen sie mit nach Hause. Über die Werke werden die Eltern sich bestimmt freuen, und vielleicht konnte auch eine Oma oder ein Opa seine bzw. ihre künstlerische Ader (wieder)entdecken.
Während die meisten sich jetzt auf den Weg nach Hause machen, bleiben Lilly und ihr Opa noch für eine ausführliche Tour durch das Ludwig Forum.
Die Kursleiterinnen freuen sich in den letzten Monaten über einen großen Andrang bei den Anmeldungen. Während im letzten Jahr manchmal sogar nur zwei Kinder und ihre Großeltern teilgenommen haben, ist es seit diesem Winter immer voll. Die Familienbande ist ein schönes Angebot für Großeltern und Enkel, die gerne künstlerisch arbeiten. Sonderlich begabt muss hier niemand sein, jeder kann etwas Schönes realisieren und am Ende sein eigenes Kunstwerk mit nach Hause nehmen.
Infos:
Familienbande: An jedem letzten Sonntag im Monat im Ludwig Forum
Für Großeltern und ihre Enkel zwischen 6 und 10 Jahren
Der Workshop kostet 8 Euro für Erwachsene und 4 Euro für Kinder zzgl. des Museumseintritts.
Bitte anmelden: 0241 432-4998 oder museumsdienst@mail.aachen.de
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