Nein-Gefühle kommunizieren: Prävention gegen sexuelle Gewalt

in Aktuelles um die Ecke, Standard

Wäre es nicht toll, wenn es eine große Tonne gäbe, in der man alle negativen Gefühle verschwinden lassen kann? Und zwar so: „Fege, fege, lieber Wind, in die Tonne, was uns Nein-Gefühle macht, geschwind!“ Doch nicht alle Situationen, die unangenehm sind, gehören wirklich in die Tonne. Auch wenn alle mit Überzeugung zustimmen, dass Zähneputzen keinen Spaß macht, so gibt es Regeln, die wichtig sind.

Es gibt jedoch auch Nein-Gefühle, die unbedingt kommuniziert werden müssen und die kein Kind akzeptieren muss. Rund viermal häufiger als Gleichaltrige ohne Behinderung sind Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf von sexualisierter Gewalt betroffen. „Sie sind ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen. Sie müssen vertrauen“, so Heike Fitzner, Schulsozialarbeiterin an der Kleebach-Schule. Während Kinder mit einer körperlichen Beeinträchtigung eher durchblicken, dass etwas nicht stimmt, fällt die Aufdeckung bei einer geistigen Behinderung oft schwer. Nur selten sind die Anzeichen eindeutig – umso schwieriger, wenn die Betroffenen sich nicht gut artikulieren können. Daher setzt die Aachener Förderschule seit einigen Jahren auf die Theaterstücke der theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, die sich bereits seit 1994 dafür einsetzt, Kinder und Jugendliche bei einem selbstbestimmten Leben zu unterstützen. Dank der Kostenübernahme durch den Verein „Menschen gegen Kindesmissbrauch“, ohne den dieses Programm an der Kleebach-Schule nicht möglich wäre, werden alle zwei Jahre zwei interaktive Theaterstücke gezeigt. „Die große Nein-Tonne“ vermittelt Schülern der Mittelstufe zunächst, dass es gute und schlechte Gefühle gibt. Nachvollziehbare Alltagssituationen nehmen die Angst davor, zu kommunizieren, wenn persönliche Grenzen überschritten werden. „Lilly und Leo“, eine Adaption von „Mein Körper gehört mir!“ speziell für Jugendliche mit einem Förderbedarf im Bereich „Lernen und geistige Entwicklung“, knüpft hieran an. In drei Teilen wird das Thema sexueller Missbrauch in einfacher Sprache definiert und an Beispielsituationen veranschaulicht. Wo liegt der Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen? Wem kann ich mich anvertrauen, wenn ich z. B. gegen meinen Willen angefasst oder aufgefordert wurde, mich auszuziehen? Auch wenn die Stücke ernste Themen zur Sprache bringen, so betont Schulleiterin Kathi Meiß-Schemmel, dass sie keinesfalls darauf angelegt sind, Angst zu machen, sondern sie sollen die Schüler stärken. Gerade das Theater ist hierfür laut Schauspielerteam Dominique Güttes und Daniel Marré gut geeignet. Die jungen Zuschauer lernen mit allen Sinnen und tauchen in die Geschichten ein, die als Erinnerungsanker dienen. Es wird gemeinsam gelacht, gesungen, geklatscht und über Lösungsstrategien diskutiert. Und am Ende gehen die Jugendlichen ausgerüstet mit einem Kärtchen mit der Nummer gegen Kummer gestärkt nach Hause.

theaterpaed-werkstatt.de
kleebach-schule.de

Bleibe immer auf dem Laufenden

Ich will nichts verpassen und möchte wöchentlich den kostenlosen KingKalli-Newsletter erhalten und über aktuelle Themen und Termine auf dem Laufenden gehalten werden.

Ich bin damit einverstanden, den Newsletter zu erhalten und weiß, dass ich mich jederzeit problemlos wieder abmelden kann.

Hinterlasse einen Kommentar