Auf Entdeckungstour mit den Walddetektiven

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„Ratet mal, was heute dran ist!“ Das ist die Begrüßungsfrage bei den Walddetektiven. Sieben Grundschüler stehen auf dem Waldparkplatz und schlagen Themen vor: Himbeere, Eiche oder Moos? Unzählige Ideen und einige falsche Fährten später gibt es ein paar Tipps: „Es blüht weiß.“ Und: „Glöckchen stimmt schon mal, aber das Schneeglöckchen ist es nicht.“ Da ist das Maiglöckchen schon fast erraten.
Anfangs bin ich skeptisch: Will hier wirklich jemand mit einer Handvoll acht- und neunjähriger Jungs anderthalb Stunden Programm zum Thema Maiglöckchen machen? Zunächst sieht es tatsächlich so aus, und alle schauen sich mit dem Waldpädagogen Arthur Kühn ein Schaubild an, auf dem die Pflanze abgebildet ist. Demnächst fangen die Maiglöckchen an zu blühen, man kann also langsam danach Ausschau halten.

Dann geht es aber los in das Revier der Detektive, und es wird schnell klar, dass hier keine Botanik-Wanderung stattfindet: Innerhalb weniger Minuten erreichen wir den Lagerplatz, den die Gruppe dort angelegt hat: mehrere im Wald versteckte Hütten und Unterstände, die auf ein größeres Waldstück verteilt sind. Auf den ersten Blick ist nur das Hauptlager zu sehen, das etwas erhöht auf einem Hügel steht. Dort kann man seinen Rucksack abstellen, und dann schwärmen alle aus zu ihren Hütten. Nach kürzester Zeit ist von der anfangs ziemlich lauten Gruppe kaum noch etwas zu hören und zu sehen. Es ist ruhig im Wald und alle sind beschäftigt.
Alleine oder in kleinen Gruppen können sich die Kinder ein Lager aus Naturmaterialien bauen. Nägel oder Schnüre benutzen sie dafür nicht, sondern nur Holz, Reisig, Steine und manchmal auch ganze Baumstämme. Die Konstruktionen sind sehr verschieden: freistehend wie ein Zelt, an einen Stamm angelehnt oder unter den freigelegten Luftwurzeln eines Baums. Mal eher ein Zaun, mal fast eine Höhle, aber alle sehr stabil und gut durchdacht.

Kühn selbst baut am Hauptlager weiter, solange die Kinder ihn nicht brauchen. Es ist die einzige Hütte, die ein Dach aus Zweigen und Rinde hat und einigermaßen wasserdicht ist. Vor kurzem haben sie angefangen, sie zu bauen, weil im April das Wetter so schlecht war und alle fanden, nach drei Wochen Regen sollten sie vielleicht einen trockenen Ort haben. Aber ansonsten lassen sich die Detektive vom Wetter nicht abhalten, in den Wald zu gehen, und das Programm ist auch nicht anders als an Sonnentagen: Der Umgang mit Naturmaterialien, Hüttenbau und echte Erlebnisse stehen für Arthur Kühn im Mittelpunkt der Arbeit mit den Kindern. Er ist jederzeit für sie erreichbar, kommt zu Hilfe, wenn eine erwachsene Hand nötig ist, gibt einen Tipp für eine Schnitzarbeit und lässt sich Entdeckungen zeigen. Ansonsten hält er sich im Hintergrund. Die Kinder sollen selbst herausfinden und ausprobieren, was sie interessiert. Und das tun sie auch: Einer findet „schwarzes Gold“, das sich als Humus herausstellt, eine Harzader wird entdeckt und angezapft und an den Hütten wird weitergebaut.

Man merkt, dass die Kinder sich im Wald zu Hause fühlen. Sie kennen das Gebiet, wissen, worauf man beim Klettern und Schnitzen achten muss und was man nicht essen sollte. In den 15 Jahren, die der Club schon existiert, ist noch nie eine ernsthafte Verletzung vorgekommen. Aber nicht nur Vorsicht und Erfahrung sind gefragt, sondern auch Teamgeist und Respekt. In den drei Detektiv-Gruppen, die Arthur Kühn betreut, sind Mädchen und Jungen zwischen vier und zwölf Jahren. Da müssen viele Interessen berücksichtigt werden. Der Wald gleicht aber viele Unterschiede aus: Er bietet Rückzugsmöglichkeiten und Spielideen für alle Altersgruppen, sodass es meist gut funktioniert und die Detektive viel Spaß miteinander haben. Die meisten Kinder bleiben mehrere Jahre bei den Walddetektiven.

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Und sie sind mit vollem Einsatz dabei. Für das neue Hauptlager haben zwei der Jungs vor kurzem ein Meterstück Baumstamm vom Waldparkplatz bis zum Lager hochgeschleppt. Es hat anderthalb Stunden gedauert, bis der Klotz oben war. Er dient dort jetzt als Stehtisch. „Ich war echt erstaunt, dass ihr das geschafft habt“, meint Kühn anerkennend.
Nach einem kleinen Rundgang durch das Revier ist schon Zeit für das Abschlussquiz. Und hier taucht dann das Maiglöckchen wieder auf: Wie viele Blätter hat es? Welche Farbe haben die Beeren?
Die Kinder sind bei der Sache, denn einer erklärt mir: Wer es schafft, übers Jahr zehnmal das Anfangsspiel zu gewinnen und alle Expertenfragen richtig zu beantworten, der wird Ehren-Detektiv und bekommt den Mitgliedsbeitrag erlassen. Das schaffen aber nur echte Meisterdetektive.
Club der Walddetektive für vier- bis zwölfjährige Kinder an drei Standorten:
Stolberg-Venwegen: montags, 15:00-16:30 Uhr, Wanderparkplatz gegenüber Hotel Birkenhof (Mulartshütter Straße)
Aachen: mittwochs, 15:00-16:30 Uhr, Waldparkplatz am Preusweg
Alsdorf: donnerstags, 16:00-17:30 Uhr, Reiterhof bei Kellersberger Mühle (Dorfstraße)

Weitere Angebote:
für Jugendliche ab zehn: Club der Waldritter (Schwerpunkt Live-Rollenspiel),
Schnitzkurse,
Ferienspiele und Kindergeburtstage für verschiedene Altersgruppen

Information und Anmeldung:
Arthur Kühn (Diplom-Forstwirt und Waldpädagoge)
Arthur.Kuehn@gmx.de
Hostetstraße 142 a, 52223 Stolberg
02402 768168 | 0176 56440435
www.wes-ak.de

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