Glosse. „Nützliche“ Tools für die prä- und postnatale Anwendung

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Ich kann mit Leuten nichts anfangen, die nur rumschreien und sinnlos rumblubbern, anstatt einfach zu sagen, was sie wollen. Oft sind solche Leute zugleich kulturell völlig ungebildet, interessieren sich einen feuchten Dreck für die Bedürfnisse von anderen und können das Wort „Affektkontrolle“ nicht mal buchstabieren. Babys zum Beispiel.
Krähen, quietschen oder kreischen, ohne ein artikuliertes Wort zustande zubringen. Eine vernünftige Diskussion? Unmöglich. Rücksicht auf das Ruhebedürfnis von anderen? Fehlanzeige.
Bevor Sie fragen: Nein, ich habe keine Kinder. Aus gutem Grund. Aber wer weiß, vielleicht hätte ich mich anders entschieden, hätte es vor ein paar Jahren bereits die Errungenschaften der modernen Technik gegeben, die es Eltern heutzutage ermöglichen, die Beziehung zu ihrem Säugling von Anfang an auf hohem Niveau zu gestalten. Diese neue App aus Taiwan zum Beispiel, der Baby Cries Translator, ist vielversprechend: Chang Chuan-Yu von der Universität Taipeh hat sich an die Dechiffrierung von Babysprech gemacht und zigtausend Kräh-, Brüll- und Glucksgeräusche von Säuglingen ausgewertet. Wenn das Baby Laute von sich gibt, halten Sie ihm einfach das Smartphone mit der App vors Gesicht, die Software gleicht die Geräusche mit Samples in einer Cloud ab und prompt erscheint die Übersetzung. Genial, oder? Zugegeben: Mit vier übersetzten Zuständen (Hunger, Windel voll, müde, aua) ist noch keine differenzierte Unterhaltung möglich, aber die Forschung steht hier ja noch ganz am Anfang. Ich bin sicher, dass bald ein umfangreiches Vokabular in der Schrei-Cloud hinterlegt sein wird. Dann wird es richtig interessant: simultanübersetzte Gespräche über das Geburtstrauma, den Sinn des Lebens und die eigene Position im Genogramm.

Die perfekte Ergänzung zur App hat nun ein spanisches Unternehmen auf den Markt gebracht: Mit dem Babypod können Eltern ihre Babys schon im Mutterleib auf die Herausforderungen anspruchsvoller Diskussionen vorbereiten. Es ist allgemein bekannt, dass Kinder in der Gebärmutter die Geräusche von draußen nur sehr dumpf und verzerrt wahrnehmen können, weil das Gewebe der Mutter den Schall dämpft. Also haben Mitarbeiter der Befruchtungsklinik Institut Marquès den Babypod entwickelt, einen Lautsprecher, der direkt in die Vagina eingeführt wird. Damit können Sie den Fötus schon ab der 16. Woche direkt beschallen (vorher ist das Gehör noch nicht ausreichend ausgebildet). Den Anwendungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt: Sie können Ihrem Ungeborenen nicht nur klassische Musik in hervorragender Tonqualität vorspielen, sondern auch Hörbücher, eine Liste mit den Hauptstädten der Länder Südamerikas oder Japanischvokabeln. Sportinteressierte Eltern können das Baby auf diesem Weg schon früh mit den Abseitsregeln bekannt machen und über die Einspielung von O-Tönen an die Atmosphäre im Stadion gewöhnen. Ornithologinnen werden Kinder zur Welt bringen, die ab dem ersten Tag die Vogelstimmen Mitteleuropas zuordnen können (die Taiwaner werden sicher irgendwann auch Wörter wie „Bachstelze“ und „Heckenbraunelle“ in die Cloud einpflegen). Unbegreiflich, wie die Menschheit ohne technische Errungenschaften wie die Schrei-App und den Babypod so weit kommen konnte. Vielleicht bekomme ich ja doch noch Kinder. Ich freue mich schon auf postpartale Diskussionen über den neuen Roman von Haruki Murakami.

Links zum Baby Cries Translator:
itunes.apple.com > Baby Cries Translator

Informationsseite über den Babypod:
www.babypod.net/de/

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