Von der Bühne ins Klassenzimmer

in yang52 (14+), Zukunftsstarter – neben und nach den Schule

Vor knapp einem Jahr habe ich die junge Bonnerin Zoe interviewt, deren großer Traum es war, einmal auf einer Musicalbühne zu stehen. In der September-Ausgabe von a52 erzählte sie von ihrem Vorbereitungsseminar an der größten Bühnenfachschule Deutschlands, der Stage School in Hamburg. Begeistert schwärmte sie von ihrem neuen Alltag voller Tanz, Gesang und Schauspiel. Heute studiert Zoe Grundschullehramt im ersten Semester und strahlt mindestens genauso, wenn sie über ihr neues Metier spricht. Natürlich wollte ich wissen, wie es zu diesem 180°-Wechsel gekommen ist und was sie nach dem Vorbereitungsseminar alles erlebt hat, und habe sie nochmal für ein Gespräch getroffen.

a52 // Hello again.
Zoe // Hi!

Statt mit Ballettschuhen und Mikrofon arbeitest du bald mit Bastelschere und Tafelkreide. War das Rampenlicht am Ende doch nichts für dich?
Doch, aber nicht als Full-Time-Job. Wenn man seine Leidenschaft zum Beruf macht, verliert man manchmal den Spaß daran. So ging es zumindest mir im Vorbereitungsseminar an der Stage School. Ich habe deshalb für mich beschlossen, dass dieses Hobby ein Hobby bleiben soll.

Woran hast du das gemerkt?
Irgendwann hat mir das Singen keinen Spaß mehr gemacht. Ich hatte schon gar keine Lust mehr darauf und hab meine Stimme nur noch kritisiert. Mittlerweile liebe ich es wieder.

Du hast ja im Frühling eine kleine Bewerbungstour an verschiedenen Akademien hingelegt. Wie liefen die Eignungsprüfungen und wo warst du überall?
Die Eignungsprüfungen haben mir sehr viel Spaß gemacht und man trifft so viele neue Leute, die die selbe Leidenschaft haben wie man selbst.
Am interessantesten fand ich die Eignungsprüfung an der Joop van den Ende-Akademie in Hamburg. Da durfte man der Jury alles zeigen, was man drauf hat. Aber am besten lief bei mir die EP in Essen an der Folkwang. Da bin ich sogar eine Runde weitergekommen. Mir sind immer wieder Leute begegnet, die schon seit Jahren versuchen, die Musicalschulen zu überzeugen, aber direkt nach der Gesangsrunde gehen müssen. Daher war ich dann auch mächtig stolz, dass ich beim ersten Versuch durch meinen Gesang überzeugen konnte und dann noch vortanzen durfte. Für mich war die Bewerbungsphase auch deshalb eine super Erfahrung, weil ich so gern reise. Mit zwei Freundinnen von der Stage School bin ich zum Beispiel in Wien bei der Aufnahmeprüfung gewesen. Daraus haben wir dann einen einwöchigen Städtetrip gemacht. Man kommt einfach so viel rum!

Wie läuft so eine Eignungsprüfung ab?
Das kommt immer auf die Uni bzw. Schule an. Normalerweise gibt es mehrere Runden über mehrere Tage verteilt und an den letzten zwei Tagen treten die Besten aus den ersten Runden gegeneinander an. Dabei wird solange ausgesiebt, bis maximal 10 Bewerber/innen übrig bleiben. Eine harte Auswahl also. Als erstes muss man in der Regel Gesangsstücke vorsingen. Ein klassisches Lied sollte immer dabei sein, am besten auf deutsch. Ich habe mich zum Beispiel für „Ein Löffelchen voll Zucker“ aus Mary Poppins oder „There are worse things I could do“ aus Grease entschieden. Danach wird erst mal aussortiert und ungefähr die Hälfte muss gehen. In Essen durfte ich noch bleiben. Für die zweite Runde mussten wir uns umziehen und dann wurde getanzt – erst Ballett, dann Jazz. Die Übungen waren sehr sehr anspruchsvoll und ich glaube, ich habe mich ganz schön zum Affen gemacht. Aber ich hatte gleichzeitig auch sehr viel Spaß! Wer weitergekommen ist, durfte dann noch eine Schauspielszene vorführen. Schon am Ende des Tages stand dann fest, wer in die finale Runde durfte.
In Hamburg durfte man wie gesagt sein ganzes Repertoire aus Gesang und Schauspiel vortragen und hat später noch an einem Tanztraining teilgenommen. Nach einer Woche hat die „Joop“ jedem Teilnehmer eine Mail geschrieben, ob man es bis zur Endrunde geschafft hat. Das fand ich persönlich besser.

Ist die Musik denn immer noch ein Teil deines Lebens?
Klar. Ich singe trotzdem noch, sooft ich kann, habe ab und zu kleine Auftritte und bin seit einigen Monaten auf der Suche nach einer Band. Das ist allerdings gar nicht so leicht, denn die meisten, die ich kenne, spielen Metal, da ist meine Stimme eher ungeeignet. Aber das Singen bleibt einfach eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Das Gefühl, in der Gesangsrunde weiterzukommen, war unbeschreiblich schön.

Hast du noch Kontakt zu deinen Freundinnen aus dem Vorbereitungsseminar und denkst du noch oft an die Zeit in Hamburg?
Natürlich denke ich gerne zurück und wir schreiben auch ab und zu, aber leider haben wir uns schon lange nicht mehr gesehen, weil jede von uns in einer anderen Stadt wohnt. Wir versuchen schon seit langem ein Wochenende zu finden, an dem wir alle können. Eins meiner Mädels von der Stage School macht jetzt eine Schauspielausbildung in Köln. Ich bin so gespannt, was aus uns allen wird.

Wieso jetzt gerade Grundschullehrerin? Was begeistert dich an dem Beruf?
Mit dem Gedanken, Lehrerin zu werden, spiele ich schon lange. Ich wollte es mir nur irgendwie nicht eingestehen und stattdessen meine Träume verfolgen. Als ich dann vor ein paar Monaten ein Praktikum an einer Grundschule gemacht habe, habe ich mich in den Beruf verliebt. Mit Kindern zu arbeiten ist unglaublich schön und deshalb bin ich jetzt an einer Uni und nicht in einer Musicalakademie.

Würdest du das Vorbereitungsseminar dennoch weiterempfehlen?
Wenn jemand alles für den Beruf geben würde und auch in allen Bereichen (Schauspiel, Gesang, Tanz) Talent hat, dann auf jeden Fall. Aber ich selber werde mich erstmal nicht mehr bewerben. Vielleicht in zwei, drei Jahren nochmal, aber momentan habe ich andere Ziele. Vorerst möchte ich studieren und das Leben etwas genießen.

Welche Musicals wirst du dir in Zukunft angucken?
Tanz der Vampire kommt nächstes Jahr nach Berlin und das werde ich auf keinen Fall verpassen.

a52 // Na dann, alles Gute auf dem Weg ins Klassenzimmer!

Zoe: Dankeschön!

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