Premiere Theater Aachen: Rico, Oskar und die Tieferschatten

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Über 600 Kinder haben sich zur Premiere des diesjährigen Familienstücks „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ im Theater Aachen eingefunden. Ohrenbetäubender Lärm herrscht vor Vorstellungsbeginn in den Sitzreihen im großen Haus. Als der Vorhang sich öffnet, wird es schlagartig still.
Der tiefbegabte Rico (verkörpert von Alexander Wanat), in dessen Kopf gerne mal etwas durcheinandergerät, hat auf der Straße eine Nudel gefunden und möchte herausfinden, wem diese gehört. Die Zuschauer lernen die Bewohner der Dieffenbachstraße 93 kennen, einem etwas heruntergekommenen Haus, wo Rico mit seiner Mutter lebt, die im einem Nachtclub arbeitet und ihn öfters alleine lassen muss. Franziska Arndt verkörpert mit goldenen Stiefeln, Leopardenjacke und erdbeerrosa Extensions eine herrliche, etwas floddrige und leicht überforderte Mutter, die ihren Sohn jedoch über alles liebt. Dieser ist abends oft bei der Nachbarin Frau Dahling (herrlich: Doris Plenert), futtert mit ihr „Müffelchen“ und schaut das aktuelle Fernsehprogramm. Alle sind momentan ein bisschen beunruhigt, weil Mister 2000, ein Kindesentführer, sein Unwesen treibt. Er wird auch der Aldi-Entführer genannt, weil er so billig ist und nur 2.000 Euro Lösegeld für ein Kind bekommen möchte.

Rico lernt auf der Straße einen Jungen kennen. Der hochbegabte, ängstliche Oskar (Ognjen Koldzic), der immer mit Helm auf dem Kopf herumläuft, scheint das Gegenteil von Rico zu sein doch die beiden unterschiedlichen Charaktere freunden sich an. Als Oskar eines Tages nicht zu ihrer Verabredung erscheint, ist Rico traurig. Hat der neue Freund ihn einfach versetzt? Aber wie kommt sein Spielflugzeug in den Hof? Ricos Mutter ist für ein paar Tage außer Hauses und Rico forscht nach, was vorgefallen ist. Hat vielleicht Mister 2000 seine Hände im Spiel? Und was passiert eigentlich im dunklen Hinterhaus, in dem immer so seltsame Schatten zu sehen sind?

Premiere im Theater Aachen am 24. November 2017. Probenfoto, Ensemble.
Foto: Carl Brunn

Andreas Steinhöfel hat mit seinem Roman „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen. Entsprechend hoch war die Messlatte für die Umsetzung des Stoffes am Theater. Dem Theater Aachen ist mit der Bühnenfassung von Felicitas Loewe ein guter Wurf gelungen. Der Kinderkrimi ist fesselnd, jedoch nicht zu spannend. Trotz einer Stunde und 50 Minuten Spielzeit (inklusive Pause) folgend die Kinder im Saal gebannt der Handlung. Nach dem Showdown singen und klatschen sie befreit mit und fordern „Zugabe“. Das Bühnenbild zeigt in verschachtelter Bauweise die Dieffenbachstraße 93, die niedlich ausstaffierten Holzkästen als Zimmer erinnern an ein Puppenhaus. Eine große Leinwand, die vor dem Bühnenbild heruntergelassen werden kann, erlaubt es, wahlweise eine Straßenszenerie mit vorbeifahrender Straßenbahn anzudeuten oder auch einen Fernsehbildschirm, auf dem ein Nachrichtensprecher die neuesten Infos über Mister 2000 zum Besten gibt (nettes Detail: mit Aachener-Dom-Tasse vor Berlin-Kulisse).
Alles in allem ist das Stück damit abwechslungsreich und kurzweilig.
Bei Sequenzen, die sich in Ricos Kopf abspielen – ein zentrales Element im Buch – verändert sich das Licht und es ist nur noch rund um Ricos Kopf beleuchtet. Ob das jeder versteht bleibt offen, es ist aber auch nicht störend und sorgt nicht für Unruhe im Publikum. Die Schauspieler – neben Rico, Oskar, Mutter und Frau Dahling noch der Hausmeister Marrak (Philipp Manuel Rothkopf), Nachbar Simon Westbühl (Tim Knapper) und Herr Fitzke (Benedikt Voellmy) – geben sich alle gut gelaunt und spielfreudig.

Als im Anschluss an die Premiere Luftballons ausgegeben werden umringen die jungen Premierenbesuche ab 8 Jahren freudig die Schauspieler. „Da ist Oskar! Da ist Rico!“ schallt es durch das Foyer. „Sie haben gut gespielt!“, ruft ein Junge zu Ognjen Koldzic (Oskar) zu. Ehrliche, wohlmeinende Worte von einem jungen Zuschauer – mehr kann man als Schauspieler nicht erwarten.

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