„Ich wünsch mir ein Pony“

in Natur, Tiere, Nachhaltigkeit

Während ihres Praktikums beim Verlag um die Ecke erzählte Beate Böker oft von der anstrengenden Arbeit bei den Pferden ihrer Familie, die sich nicht darum scheren, ob gerade ein Praktikum oder eine Studienarbeit ansteht. Wer wäre also besser geeignet, um einen Text zum Thema zu schreiben?

„Mama, ich will ein Pony!“ Mit diesem bedenkenlos geäußerten Wunsch geht die Vorstellung einher, mit seinem besten Ponykumpel durch die Prärie zu streifen und Abenteuer zu erleben. Das wär’s doch! Pech, wenn Mama einem tatsächlich ein Pony kauft, denn Kindern ist nicht klar, was so alles zum Ponyreiten dazugehört. Ja, Pferde sind anmutige und wunderschöne Geschöpfe, und auf ihrem Rücken erhoffen wir uns ein Erleben grenzenloser Freiheit. Es heißt nicht umsonst: „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“

Die ernüchternde Wahrheit: Das ist längst nicht alles. Pferde bedeuten vor allem eines: Arbeit. Schmutzige, schweißtreibende Arbeit. Staub, Mist und Schweiß sind ständige Begleiter. Wer nach einem Tag auf dem Reiterhof nicht vollständig verdreckt ist, macht etwas falsch. Und wer etwas gegen Schmutz hat, der hat wiederum auf einem Reiterhof nichts verloren. Es ist nicht so, als seien Pferde reinliche Tiere, ich behaupte sogar – wobei ich nur für mein Pony Gismo sprechen kann –, dass sie den Schweinen in nichts nachstehen. Die ach so enthusiastischen Pferdeliebhaber landen schnell in der schmutzigen Realität und sind frustriert, dass das herbeigesehnte Abenteuer sich so ganz anders entpuppt als erwartet. Viele Reitanfänger bemerken zu spät, dass ein Pferd nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch Bedürfnisse hat. Putzen und Reiten sind nur der kleinste Teil der Pferdepflege. Sie brauchen nicht nur Fürsorge, sondern eine artgerechte Haltung mit großen, hellen Boxen, Rau-, Saft- und Kraftfutter, einen gemisteten Stall, sie müssen bewegt, auf die Wiese gebracht und dort auch wieder abgeholt werden – und das jeden Tag. Ein Vollzeitjob.

Und als wäre das nicht genug, sind die Viecher auch noch gefährlich! Kinder sind sich dieser Gefahr oft nicht bewusst, werden Ponys doch eher als harmlose Spielgesellen betrachtet. Jedes Pferd könnte bei falscher Handhabung einen Menschen mit Leichtigkeit töten. Darüber sollten Eltern sich im Klaren sein, die vorhaben, ihr Kind auf den Rücken eines dieser Monster zu setzen. Ich möchte mit diesen harschen Worten niemanden abschrecken, denn die Kehrseite der Medaille ist folgende: Die durchaus nicht ungefährliche Arbeit mit diesen majestätischen Tieren stählt den Charakter. Selbstbeherrschung ist das Credo: Immer aufmerksam und vorsichtig, ohne jedoch ängstlich zu sein, selbstbewusst, ohne herrisch zu werden, in jeder Situation ruhig bleiben und dabei sensibel und knallhart zugleich. Ein mentaler Balanceakt, der – ist er einmal in Fleisch und Blut übergegangen – zum Instinkt wird.

Wer all dies in Kauf nimmt, wird mit einer vertrauensvollen Freundschaft und unbezahlbaren Erlebnissen belohnt, die alle Mühen vergessen lassen. Wenn Ihr Kind also mal fordert: „Ich will ein Pony haben!“, lassen Sie es erst mal eine Pferdebox ausmisten. Wenn Ihr Spross nach dieser Erfahrung immer noch reiten will, ist er aus dem richtigen Holz geschnitzt. Und es muss ja nicht immer das eigene Pony sein, bei vielen Pferdehöfen in der Region kann man reiten, Kurse besuchen oder bei der Stallarbeit helfen.

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