Disneyklassiker-Cinderella

in Kino & Filme

Vorgestellt von Marco Siedelmann
Nicht umsonst zählt „Cinderella“ zu den definitiven Meisterwerken des animierten Films und neben dem noch eine Nuance besseren „Dornröschen“ um den ultimativen Disney-Märchenfilm. Seit dem Meisterwerk „Bambi“, das 1942 ins Kino kam und damit auch kurz nach dem Entritt der USA in den Zweiten Weltkrieg hatte es von Disney keinen langen Spielfilm mehr gegeben. Die Vierzigerjahre waren bestimmt von sogenannten Package-Movies, die mehrere kürzere Episoden verbanden und somit leichter produziert werden konnten. Regisseur und Animator Clyde Geronimi hatte in dieser Zeit sein Handwerk bis ins Detail gelernt und konnte mit „Cinderella“ ein fulminantes Debüt im abendfüllenden Bereich stemmen.


Die vor allem durch die Märchensammlung der Gebrüder Grimm bekannte Figur des Aschenputtels wurde vielfach für das Kino bearbeitet, die Disneyversion ist bis heute die berühmteste aller Interpretationen geblieben. Tatsächlich verschränkt der Film, dessen Story wohl jedem bekannt sein dürfte, all jene Komponenten, die üblicherweise mit Disney-Zeichentrick in Verbindung gebracht werden, auf geradezu prototypische Weise. Ein leicht süßlicher, immer wieder in Kitsch und Sentimentalität umkippender Erzählstil, der nicht anders als „klassisch“ genannt werden kann, zart gehauchte und brillant bebilderte Gesänge und eine verblüffende technische Umsetzung. Besser ist Zeichentrick schlichtweg nie geworden. Ein Film, der im wahrsten Sinne des Wortes Feenstaub versprüht und selbst den hartgesottensten Zyniker für eine Filmlänge wieder zum staunenden Kind verzaubern kann. Dies ist ein Disneyfilm alter Schule: Der Humor ist sehr zurückgenommen und – wenn auch stets präsent bis hin zu den schrulligen Nebenfiguren – nicht das bestimmende Element. Visuell ist „Cinderella“ heute mehr denn je eine Augenweide: Die BluRay spürt die Originalfarben auf – besser kann man den Film wohl nur mit einer gut erhaltenen 35mm-Kopie in einem altehrwürdigen Kino sehen.

Wie bei so vielen Meisterwerken aus dem Hause Disney besteht eine mittelgroße Kontroverse um die bestehende deutsche Synchronisation – ein Härtefall in dieser Hinsicht ist die gänzlich verhunzte Neuvertonung von „Arielle die Meerjungfrau“. Es geht immer wieder um das gleiche Problem: Die alten Synchros versauern ungenutzt in den Archiven des Konzerns während die Fans sich mit fragwürdigen neuen Versionen abfinden müssen, die meist nicht mehr die gleiche Qualität aufweisen, was ferner aber auch die Anbindung an Kindheitserinnerungen kappt, die so viele Fans an den Filmen schätzen, bzw. die sie erst so fest an sie binden. In diesem Fall kann sich die Aufregung allerdings in Grenzen halten denn die Originalsychronisation ist erstens seit den frühen Neunzigerjahren nicht mehr erhältlich und zweitens wurde lediglich das Intro mit dem Off-Sprecher modifiziert. Der restliche Film ist so belassen, wie man ihn in Deutschland seit mehreren Generationen kennt und liebt.

Freilich gilt das nicht für die beiden Fortsetzungen, vor denen hier explizit gewarnt werden muss. Das drei Filme umfassende Paket, welches von Disney vollmundig als „Trilogy“ angepriesen wird, ist nichts weiter als eine Mogelpackung – hiermit sei ausschließlich die Single-Edition empfohlen (wobei man dies auch wieder eingrenzen muss, denn die 3er-Collection wird mit großer Sicherheit im Wert steigen). Die beiden Fortsetzungen erschienen erst ein halbes Jahrhundert später und folgen lediglich dem Trend, alte Meisterwerke mit unnötigen Fortschreibungen zu belasten. So ist der 2002 gedrehte „Cinderella 2 – Träume werden wahr“ ein ärgerlich unterproduzierter, episodisch angelegter Heuler, der nur mit gutem Willen überhaupt als vollwertiger Film angesehen werden kann. Vielmehr wirkt er wie drei Episoden einer glücklicherweise nie realisierten Fernsehserie. Dagegen steigert sich der dritte Film „Cinderella – Wahre Liebe siegt“ merklich, sucht er doch wesentlich ehrgeiziger nach sinnvollen Handlungslinien, die immerhin versuchen, dem Original so etwas wie Respekt entgegen zu bringen. Unterm Strich bleibt nur der erste Teil als Kaufempfehlung. Der muss aber im Regal stehen, das steht fest.

USA 1950 | Regie: Clyde Geronimi, Hamilton Luske, Wilfried Jackson | Länge: 74 Min. | FSK: ohne Altersbeschränkung
Veröffentlichung: 27.09.2012

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