Welche Schule ist die richtige?

in Aktuelles um die Ecke, Familienleben

Die Nähe zum Wohnort ist nicht mehr das ausschlaggebende Argument bei der Wahl der (Grund-)Schule. Eltern haben die Wahl, auch was die Schulform angeht. Schulen in freier Trägerschaft werden immer beliebter. Welche Schule aber die „richtige“ ist, sollte jeder selbst für sich und sein Kind herausfinden. Hier ein Überblick. Außerdem gibt es einen Link zu den Infoterminen in Aachen.

Privatschulen

Privatschulen, also Schulen in freier Trägerschaft, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, da viele Eltern mit dem staatlichen Schulsystem nicht mehr zufrieden sind – große Klassen, gestresste Lehrer und Schüler. Das bedeutet aber nicht, dass Privatschulen grundsätzlich „besser“ sind als staatliche Schulen. Entscheidend bei der Wahl der „richtigen“ Schule sind viele Kriterien, etwa die Unterrichtsqualität, rückt die Schule auch mal vom reinen Frontalunterricht ab, setzt sie auf Methodenvielfalt, werden Schüler individuell gefördert? Auch das Schulklima ist von Bedeutung. Merkt man, dass die Schüler gerne kommen, wie gehen sie miteinander um, gibt es z. B. außerschulische soziale Projekte? Wie gestaltet sich die Atmosphäre im Unterricht? Letztlich sollte das Kind sich wohlfühlen.

Und: Die Höhe des Schulgeldes variiert stark bei Privatschulen. In der Regel bezahlen freie Träger ihre Lehrer selbst, auch die Räumlichkeiten müssen sie selbst instand halten. Zwar gibt es staatliche Zuschüsse, auf die sie zugreifen können, einen gänzlichen Verzicht auf das Schulgeld kann sich aber kaum eine Privatschule leisten. Mit dem Schulgeld werden also nicht unbedingt besserer Unterricht und bessere Betreuung garantiert – viele öffentliche Schulen leisten nämlich hervorragende Arbeit.

All diese Dinge lassen sich für Eltern und ihre Kinder auch außerhalb eines Tages der offenen Tür feststellen und erfragen – Unterrichtshospitationen sind gar nicht mehr so unüblich, Schulen, ihre Leitbilder und Konzepte, egal ob staatlich oder in freier Trägerschaft, sind oftmals sehr gut im Internet präsent. Zudem informieren die jeweiligen Schulträger in Netz, Broschüren und Ämtern ausführlich über ihre Schulen und deren Angebote. Letztlich sollten Eltern die Schulen gemeinsam mit ihren Kindern besuchen, damit alle ein Gefühl für sie bekommen können. Kinder können sehr schnell einschätzen, ob sie sich wohlfühlen. Schließlich sollten die Schule und die Schulform im Idealfall zum Kind und dessen Bedürfnissen und Anlagen passen – und nicht umgekehrt. Ein Blick auf die verschiedenen pädagogischen Ansätze lohnt sich also.

Öffentliche Schulen in staatlicher Trägerschaft

Öffentlich sind alle die (Grund-)Schulen, die sich in öffentlicher, also staatlicher Trägerschaft befinden. Sie werden aus Steuermitteln finanziert und unterliegen der staatlichen Leitung. Das bedeutet, dass sie kostenfrei sind. Darüber hinaus sind sie in der Regel überkonfessionell.
In NRW wird während der Schuleingangsphase auf Noten noch verzichtet. Heißt: Erst ab Klasse drei werden Noten vergeben. Kurz vor der Versetzung dorthin sollen Schüler an die Bewertung mit Noten herangeführt werden. Der Unterricht verläuft nach einem staatlichen Lehrplan, die individuelle Förderung der Kinder gehört explizit dazu. Gegen Ende der vier Jahre Grundschulzeit sprechen Lehrer eine Empfehlung für die weiterführende Schule aus.
Das Abitur lässt sich derzeit nach zwöf Schuljahren absolvieren, was aber in die Kritik geraten ist: Die Komprimierung sei familienfeindlich und nehme vielen Gymnasiasten ihre Freizeit, da sie diese zum Lernen nutzen müssten, um in der Schule zu bestehen. Auch die nachmittäglichen Versorgungs- und Fördermöglichkeiten seien in Deutschland noch unzureichend.
Die Mittlere Reife (Realschulabschluss) lässt sich an nach der zehnten Klasse erlangen, ein Hauptschulabschluss bereits nach der neunten.

Kirchliche Schulen

Viele Grund- und weiterführende Schulen haben kirchliche Träger. Entsprechend steht hier das christliche Menschenbild im Vordergrund: christliche Werte wie Nächstenliebe, Gemeinschaft und das Kind als Geschöpf Gottes. „Glaube und Religiosität sind keine Voraussetzungen für den Schulbesuch, aber vielleicht, um sich dort wohl zu fühlen, denn die Religion spielt über das Unterrichtsfach hinaus eine große Rolle“, schreibt die Süddeutsche und zitiert den Erzbischof Robert Zollitsch, der die katholischen Schulen „nicht nur als „Hort der Freiheit“, sondern auch als „Ort der Gottesbegegnung““ bezeichnet.
Die einzelnen Schulen unterscheiden sich zwar teils stark in Konzept und Profil, richten sich aber nach dem Lehrplan staatlicher Schulen. Ein alternativer pädagogischer Ansatz ist nicht Bestandteil der kirchlichen Trägerschaft.

Gemeinsames Lernen

Seit dem 01.08.2014 gilt das Inklusionsgesetz in NRW. Es verankert „inklusive Bildung und Erziehung in allgemeinen Schulen […] im Schulgesetz NRW (SchulG) als Regelfall“. Weiterhin besagt es, dass Eltern grundsätzlich das Recht haben, dass ihr Kind mit Behinderung eine allgemeine Schule besucht. Noch nicht alle Schulen bieten das gemeinsame Lernen ausnahmslos an, im Gesetz heißt es, die sonderpädagogische Unterstützung in einem inklusiven Schulsystem“ werde weiterentwickelt. Gisela Goerres vom Schulamt der StädteRegion Aachen rät interessierten Eltern zu einem Blick ins Web: „Unsere Internetseiten geben an, welche Schulen gemeinsames Lernen anbieten.“ Auch die Internetseiten der jeweiligen Schulen hielten diesbezüglich viele Informationen bereit. Sukzessive würden alle Schulen dieses Angebot des gemeinsamen Lernens bereithalten, teilweise dauere die Einrichtung aber noch an.
[Und ein genauer Blick lohnt sich: Das Inklusionsgesetz wird bis heute von Kritik von Lehrerverbänden begleitet. Als es Ende 2013 beschlossen wurde, zeigten sie sich teils entsetzt, es sei kaum auf die Kritik von Gutachtern und Lehrerverbänden eingegangen. Die Inklusion sei unterfinanziert, Ressourcen könnten so nicht geschaffen werden, die notwendige qualitative Umsetzung in den Schulen und Klassen sei nicht gewährleistet.]

Montessori

Das Kind als „Baumeister seiner selbst“ – Maria Montessori begründete diesen Zweig der Pädagogik nach dem Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun!“. Praktisch bedeutet das, dass Pädagogen durch Beobachtung einschätzen, wie das Kind eine individuelle Entwicklung und Förderung erfahren kann. Dabei sind sie Ansprechpartner und geben Hilfestellungen. Außen vor gelassen werden hier Kritik, Strafen oder Druck, während die Fähigkeit zu selbständigem Handeln und Denken das Ziel darstellt.
Der Unterricht wird in den ersten zwei, drei Stunden in Freiarbeit und in altersgemischten Gruppen abgehalten, in der Kinder die freie Wahl haben, womit sie sich wann beschäftigen. Es folgt der gebundene Unterricht in gleichen Altersstufen und mit Themen aus Sprachen, Mathematik, Musik, Kunst, Sport. Bis mindestens zur vierten Klasse findet keine klassische Benotung statt.
Weiterführende Montessori-Schulen sind rar. Oftmals müssen Kinder nach der vierten Klasse auf eine staatliche Schule wechseln. Erfahrungsgemäß gelingt dieser Wechsel aber unproblematisch. Das Abitur lässt sich entsprechend selten an einer Montessori-Schule ablegen.

Aachen hat das Glück, außer mehreren Grundschulen in städtischer Trägerschaft auch eine Gesamtschule nach dem Montessoriprinzip anbieten zu können. Der Besuch ist kostenlos, da es sich bei diesen Schulen in Aachen nicht um Privatschulen handelt.
Die Montessorigrundschulen in Aachen:
http://www.montessori-gs-eilendorf.de
http://www.montessorischule-matarestrasse.de/
www.reumontschule.de

Waldorf

Das Konzept der Waldorf-Pädagogik geht auf den Anthroposophen Rudolf Steiner zurück, der ihm eine spirituelle Weltanschauung zugrunde legt. In dieser ist der Mensch eingeteilt in vier Wesensglieder und vier Temperamente, jeder habe seine individuelle Mischung. Nach dieser richtet sich auch der jeweilige Bildungsansatz, der aber immer ganzheitlich gesehen wird. Kinder sollen demnach nicht nur geistiges Wissen erfahren, sondern auch musisch, handwerklich und gymnastisch geschult werden. Grundsätzlich gilt der Leitsatz: „Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen.“
Während der zwölf Schuljahre bleibt kein Schüler sitzen, der Unterricht wird jeweils auf den Vermögensstand des kindlichen Lernens abgestimmt. Schüler eines Jahrgangs werden ungeachtet ihrer Begabungen bis zu den oberen Klassen gemeinsam unterrichtet, erst dann erfolgt eine Unterteilung in verschiedene Leistungsniveaus. So ist lange gewährleistet, dass Schüler sich gegenseitig etwas erklären und gemeinsam begreifen können. Benotet werden sie nicht, in den Zeugnissen finden sich stattdessen Leistungsbeschreibungen. Die Unterrichtsinhalte richten sich nach Bedürfnissen und Fähigkeiten der Schüler und werden zumeist in Form des Epochenunterrichts abgehalten, auch der Fachunterricht findet statt.
Waldorfschulen ermöglichen alle Schulabschlüsse, die nach zwölf Jahren abgelegt werden. Probleme ergeben sich, wenn Schüler zu einem Schulwechsel gezwungen sind: Jahrgänge an Regelschulen verfügen oft über fachrelevante Kenntnisse, die gleichaltrigen Waldorfschülern fehlen.

In der KingKalli-Region gibt es in Aachen eine private Waldorfschule. Das Schulgeld richtet sich nach dem Einkommen.
Infos & Anmeldung:
www.waldorf-aachen.de, 0241 71044
Am 24.10.2016 findet ein Infoabend für Eltern statt

Internationale Schulen

International sind hier Sprache und Abschluss. Denn neben der jeweiligen Fremdsprache, in der unterrichtet wird, sind auch die Inhalte des Unterrichts orientiert an den jeweiligen ausländischen Vorgaben. Gleiches gilt für die Notensysteme. Trotzdem werden die Abschlüsse zumeist auch in Deutschland anerkannt und bieten die Hochschulzugangsberechtigung.
Internationale Schulen werden oft von internationalen Firmen oder Institutionen getragen, die dem Nachwuchs ihrer Mitarbeiter ein Bildungsangebot errichten. Auch Staaten installieren solche Auslandsschulen.

Die einzige internationale Schule in der KingKalli-Region, die St-Georges-School konnte sich an ihrem Sitz in Aachen nicht halten und hat 2015 ihren Betrieb eingestellt. Einen Sitz gibt es noch in Düsseldorf und in Köln.
www.stgeorgesschool.de

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Mehr Infos zu Schulen vor Ort gibt es auf den Websites der Gemeinden.

Infotermine in Aachen: PDF zusammengestellt von der Stadt Aachen

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Text: Christian Dang-anh | Bild Thinkstock

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3 responses to “Welche Schule ist die richtige?

  1. Die Viktoria Schule kann ich für Inklusion nicht empfehlen. Unsere sehbehinderte Tochter mussten wir im Laufe der 6 Klasse auf dem Gymnasium Herzogenrath anmelden, da die Viktoria Schule sich nicht, trotz Zusagen durch die Schulleitung, an den Förderplan gehalten hatte. Fachlehrer, Klassenlehrer, Inklusionslehrerin und Unterstufenkoordination haben sich die Bälle gegenseitig zugespielt aber getan hat niemand etwas. Weiterbildung durch den LVR Rheinland wurden durch die Lehrer abgelehnt. Die Schulleitung hatte uns die Unwahrheit bei der Aufnahme in der 5. Klasse gesagt. Die Inlusionslehrerin hatte eine Zusatzausbildung im Förderschwerpunkt Lernen aber nicht im Förderschwerpunkt Sehen und konnte daher fachlich unsere Tochter in keiner Weise unterstützen. Alle anderen Lehrer haben die Sehbehinderung unserer Tochter ignoriert und sich auch an keine Absprachen gehalten .Schade, dass eine kirchliche Schule so mit behinderten Schülern umgeht. Das Gymnasium in Herzogenrath ist übrigens im Umgang mit behinderten Schülern sehr engagiert!

    1. Hallo Herr Stein, vielen Dank für diese wichtige Information. Das bringt ja auch anderen Eltern etwas, die überlegen, auf welche Schule ihr Kind gehen soll. Vielleicht können wir das Thema einmal aufgreifen. Haben Sie Lust uns zu schildern worauf man achten muss?
      Schöne Grüße, Birgit Franchy / KingKalli