Was ist dran am Bienensterben?

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Was ist dran am Bienensterben? Wir wollten es ganz genau wissen und haben Sabrina Marx auf Exkursion geschickt. Sie besuchte einen besonders bienenfreundlichen Imker.

Die Westliche Honigbiene und ihre pelzige Verwandte, die Hummel, kennt wohl jeder. In Deutschland leben aber insgesamt ca. 550 verschiedene Bienenarten! Einige von ihnen sind mittlerweile stark bedroht und auf unsere Hilfe angewiesen. Dabei spielen die kleinen Brummer eine wichtige Rolle für das Ökosystem und sind geradezu unerlässlich für die Bestäubung der Pflanzenwelt. Rund zwei Drittel aller europäischen Nutzpflanzen werden von Insekten bestäubt. Es lässt sich schlussfolgern, dass nach dem oft prognostizierten Aussterben der Bienen ein großer Anteil unserer Pflanzen ebenfalls nicht mehr existieren wird. Auch wenn unsere Hauptnahrungsmittel Weizen, Reis und Mais durch Wind bestäubt werden, droht der Verlust von vielen Obst- und Gemüsesorten sowie Nüssen. Mit dem Bienensterben beginnt eine Kausalkette, die bedrohliche Folgen hat: Mit dem Sterben der Pflanzen geht logischerweise das Sterben vieler pflanzenfressender Tiere einher, welche dann wiederum den fleischfressenden Tieren als Nahrung fehlen.

Das Phänomen ist seit den 2000er Jahren in den Medien präsent und sorgt seitdem für hitzige Diskussionen unter Forschern. Doch wie sieht die aktuelle Lage aus? Gibt es wirklich immer weniger Bienen und woran genau sterben sie?

Einerseits gehen Experten davon aus, dass Pestizide beim Tod vieler Bienen eine entscheidende Rolle spielen. Insbesondere die sogenannten Neonicotinoiden sind in Kritik und wurden 2013 vorläufig verboten – Ende des Jahres soll über eine Wiedereinführung verhandelt werden. Diese Pflanzenschutzmittel verbleiben nicht auf den Blättern, sondern reichern sich auch in Blüten, Wurzeln, Nektar und Pollen an und werden so von Insekten aufgenommen. Pestizide machen keinen Unterschied zwischen schädlichen und nützlichen Insekten. Sie können bei Bienen regelrechte Vergiftungserscheinungen hervorrufen und schädigen ihren Orientierungssinn sowie ihre Kommunikationsfähigkeit. Darüber hinaus haben die hiesigen Honigbienen einen gefährlichen Feind, der ihnen das Leben schwer macht: die Varroamilbe. Der Parasit wurde vor ca. 50-70 Jahren aus Asien eingeschleppt und ist ein Negativbeispiel der Globalisierung. Varroen ernähren sich vom Blut der Bienen, schwächen diese und übertragen durch ihren Biss häufig gefährliche Krankheiten und Viren.

Zu Besuch beim Imker

IMG_9135imker„Wenn der Imker die Varroa bekämpft, stehen die Chancen jedoch gut“, schätzt der Aachener Imker Siegfried Schnoor die Situation ein. Ihm zufolge ist es vor allem problematisch, dass es immer weniger Imker gibt und manche Imker den wirtschaftlichen Gewinn über die Gesundheit ihrer Bienen stellen. Siegfried Schnoor achtet jedoch sehr auf das Wohl seiner Völker und betont, dass das Imkern sein Hobby ist. „Es macht mir einfach viel Spaß, mit den Tieren zu arbeiten. Die Wirtschaftlichkeit steht bei mir nicht im Vordergrund.“ Alle sieben Tage schaut er zurzeit in seinen Bienenstöcken nach dem Rechten, erneuert alte Waben und überprüft die Gesundheit der Bienen und den Stand der Honigproduktion. Dabei verwendet er als einer der letzten Imker eine alte Technik (die sog. Hinterbehandlung), bei der die Waben so herausgezogen werden, dass es nicht zu einem Einquetschen von Bienen kommt. Des Weiteren setzt der Imker ganz auf natürliche Materialien wie Holz, selbstgebrauten Bienentee zur Zufütterung sowie reines Bienenwachs, in welches die Tiere selbstständig ihre Waben bauen können. „Die Lieblingsbeschäftigung der Bienen ist schließlich der Wabenbau“, erklärt er. Und genau das dürfen seine Arbeiterinnen nach Herzenslust tun.

Neben Parasiten und Viren sowie dem übermäßigen Einsatz von Pestiziden ist vielerorts der Mangel an geeigneter Nahrung ein zusätzliches Problem. Eine intensive landwirtschaftliche Flächennutzung, die von Monokulturen geprägt ist, resultiert in einer geringeren Pflanzenvielfalt. Auch aufgrund der Verdrängung der Natur durch Bebauung gibt es ein immer kleiner werdendes Nahrungsangebot, und die Nistplätze vieler Wildbienen werden zerstört. Trotzdem glaubt Siegfried Schnoor nicht an ein großes Sterben der Honigbienen in Deutschland, so wie es z. B. in Amerika der Fall ist. Seine Völker sind sogar so stark, dass er dieses Jahr zwei Ableger bilden konnte. „In Amerika herrschen einfach ganz andere Haltebedingungen, und auch der Umgang mit den Bienen ist ein anderer. Völker werden weite Strecken von Standort zu Standort gekarrt und haben so überhaupt keine Ruhephasen. Sie ackern sich zu Tode.“ Da das Land als Lebensraum aufgrund der genannten Probleme immer unattraktiver wird, leben Bienen heute zunehmend in städtischen Gebieten. Hier finden sie in Gärten und Parks eine große Pflanzenvielfalt vor. Außerdem kommen den wärmeliebenden Tieren das mildere Klima und der geringe Einsatz von Pestiziden in der Stadt zugute.

Während Imker sich für den Fortbestand der Honigbienen einsetzen und diese aufgrund des Zusammenlebens in einem komplexen Hofstaat generell Verluste besser kompensieren können, sind andere bestäubende Insekten wie Wildbienen den Veränderungen ihrer Umwelt ausgeliefert. Sie leben als Einzelgänger, haben einen geringeren Sammelradius und sind häufig auf bestimmte Blütenarten spezialisiert. Doch wie kann man den Bienen helfen? Ein jeder kann im kleinen Rahmen seinen Anteil zu ihrem Schutz leisten. Zum Beispiel, indem man anstelle von exotischen Blumen heimische Trachtpflanzen im eigenen Garten anbaut, d. h. Pflanzen, die ausreichend Nektar und Pollen spenden. Für Balkon und Garten eignen sich z. B. Astern, Buschzinnien, Fuchsien, Margeriten, Malven, Glocken- und Kokardenblumen. Wichtig ist, dass man nicht die gefüllt blühenden Sorten pflanzt, welche man an dem lateinischen Zusatz „Plenum“ erkennt. Diese Pflanzen weisen zu Blütenblättern umgeformte Staubblätter auf, die zwar hübsch aussehen, aber kaum Pollen produzieren. Weiterhin sollte man möglichst regionalen Honig kaufen und auf pestizidfreie Bioprodukte zurückgreifen. Das schmeckt einerseits besser und auf der anderen Seite kann man so die ansässigen Imker und Biobauern unterstützen.

Wohnhilfe für Insekten

Eine weitere Möglichkeit, Wildbienen und anderen Insekten zu helfen, ist der Bau von Insektenhotels. Diese kleinen Bauten dienen als Überwinterungsmöglichkeit und Nistplatz für eine Vielzahl an tierischen Bewohnern. Außer für Bienen auch für verschiedene Wespenarten, Flor- und Schwebfliegen, Marienkäfer, Glühwürmchen und Schmetterlinge. Daher leisten Insektenhotels einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung des ökologischen Gleichgewichts und ermöglichen zugleich einen interessanten Einblick in das Leben und Miteinander der Tiere. Man sollte darauf achten, dass sich in der Nähe Pflanzen befinden, die sich als Nahrungsquelle eignen. Eine Wasserstelle – in Form einer flachen Schale, so dass die Tiere nicht ertrinken – wird gerne angenommen. Die neuen Insektenquartiere sollten möglichst an einem windgeschützten, sonnigen Platz aufgestellt werden und ein kleines Dach als Regenschutz aufweisen. Man verwendet Hartholzarten – mit unterschiedlich großen Löchern versehen – sowie hohle Bambusröhrchen. Anschließend werden Lücken mit naturbelassenen Materialien wie Lehm, Moos oder Stroh ausgefüllt, um die Tiere vor Zugluft zu schützen und eine gute Wärmeisolierung sicherzustellen.

Der Bau eines Insektenhotels ist eine sowohl spannende als auch sinnvolle Beschäftigung für die ganze Familie. Im Internet findet man viele Anleitungen, die alle Schritte genau erklären. Eine der vielleicht größten vom Menschen geschaffene Wohnmöglichkeit für kleine Krabbler und Flieger steht in Stolberg-Zweifall und bietet viel Inspiration zum Selberbauen. Das Insektenhotel ist ca. 5 x 2 m groß und wurde von Forstwirt-Azubis angefertigt. Diese haben in das Projekt viel Arbeit gesteckt und für beinahe jedes Insekt des Waldes ein passendes Plätzchen zum Nisten und Überwintern geschaffen. Das luxuriöse Hotel ist gleichzeitig Teil des Waldlehrpfads, der am Forsthaus Zweifall beginnt und ebenfalls einen Besuch wert ist.

Startfoto: Monika Corsten
Fotos im Text: Sabrina Marx

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