Quatsch und die Nasenbärbande

in Kino & Filme, Standard

Filme für Kinder zu machen erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Weit mehr als etwa didaktische Fähigkeit oder eigene Erfahrung in der Kindererziehung gilt es, auf eine Gesellschaftskonstruktion zu achten, mit der sich ein Kind identifizieren kann. Da Filmemachen über die Kindheit immer etwas Kommentierendes, (Anti)-Nostalgisches und natürlich zwangsläufig „erwachsen“ Durchdachtes hat, kann der Ansatz sehr unterschiedlich ausfallen. Nicht immer muss man kindliche Imagination nachfühlen wollen – denn ein sehr junges Publikum reagiert instinktiv ablehnend auf Anbiederung, es will ernst genommen werden. Veit Helmer ist nun ohne jeden Zweifel der aufregendste derzeit tätige Regisseur im deutschsprachigen Gebiet, dem der Kinderfilm und dessen Möglichkeiten auch abseits schnöder Wirtschaftlichkeit als wichtig und beackernswert gelten. Niemand sonst verbindet kluge, wirklich geschulte und mit Willen zum Kinobild ausgestattete Produktionen mit einem anarchischen Irrwitz dieser formbewussten Autorenfilmerqualität. Radikale Brüche mit ausgestanzten Schablonen verschieben in Filmen wie dem neuesten Geniestreich „Quatsch und die Nasenbärbande“ unmittelbar Blick und Erwartungshaltung des Zuschauers, der sich schnell auf die brodelnde Unberechenbarkeit einstellt und dem Film die Macht überlässt. Helmers Qualität liegt eben gerade nicht nur darin, die Kinder ernst zu nehmen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen – ganz besonders wird er zum einzigartigen Filmemacher, weil er uns Erwachsene im Kinosessel wieder zu unverbrauchten, hungrigen und mit aufgerissenen Augen gebannt in den Film schlüpfenden Kids werden lässt, die im Kino nicht gezielt nach Überwältigung suchen, sondern sich von ihr erwischen lassen, wenn der Film es denn eben schafft. Eine Leistung und ein Alleinstellungsmerkmal, das man nicht genug honorieren kann.

Deutschland 2014 | Regie: Veit Helmer | Mit: Samuel Finzi, Benno Führmann, Udo Schenk | 82 Min. | FSK: ohne Altersbeschränkung

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