Frau Suks Gartenjahr: April, April

in Im Beet mit KingKalli

10.4. Die Küchenfensterbank ist inzwischen vollständig von Sämlingen okkupiert. Herr Suk betrachtet den Bewuchs mit Besorgnis; es ist ihm deutlich anzusehen, dass in seinem Kopf in Endlosschleife Szenen aus diversen Amazonas-Djungel-Abenteuer-Filmen laufen, in denen Menschen in grünes Dickicht eingesogen, von Lianen erwürgt oder von fleischfressenden Pflanzen im Ganzen verdaut werden. Katze Minze – der Name ist Programm – blickt hingegen mit zunehmendem Begehren auf die zarten Triebe in den Töpfen, die ihr offenbar weitaus appetitlicher erscheinen als das schnöde Katzengras.

12.4. Endlich: Die Temperaturen steigen! Tomate und Co. dürfen nun tagsüber das Gewächshaus erkunden. Dessen Konstruktion erweist sich bislang als äußerst stabil und windbeständig. Abends müssen die Pflänzchen aber wieder rein, ist nachts noch zu kalt zum Zelten.

14.4. Zum ersten Mal traue ich mich, die Pflanzen auch über Nacht draußen zu lassen. Zur Sicherheit zünde ich einige Grabkerzen im Gewächshaus an, die für höhere Temperaturen sorgen.

Die Zucchini wachsen so schnell, dass man sie nichtmehr scharf fotografieren kann!
Die Zucchini wachsen so schnell, dass man sie nichtmehr scharf fotografieren kann!

16.4. Die Zucchini wachsen seit ihrer Umsiedlung ins feucht-warme Folienhaus so schnell, dass sie kaum noch scharf zu fotografieren sind. Mit der Sporteinstellung schaffe ich es dann doch. Man sieht neben den inzwischen sechs normalen Blättern sogar schon kleine Knospen an den Blattachsen. Ganz schön frühreif, die Guten. Bis auf… das eine Zucchinipflänzchen, das keine richtigen Blätter ausbilden will. Stur lässt das kuriose Ding seine Keimblätter wachsen, aber in der Mitte kommt nix. Ich bringe es trotzdem nicht über’s Herz, die kleine Zucchini in die ewigen Kompostgründe zu schicken. Ich erkläre das Ganze zum Experiment und bin plötzlich sogar ein bisschen stolz auf meine eigensinnige Pflanze.

18.4. Es ist höchste Zeit, Salat zu vereinzeln. Einfacher gesagt als getan, die Salätchen haben sich nämlich so lieb, dass sie kaum noch zu trennen sind. War wohl doch nicht so eine super Idee, vier Sorten in einer Schale anzusäen. Meine Zahnstochergrenze ist rücksichtslos überwuchert worden, und die Blätter der einzelnen Sorten sind in diesem Stadium noch kaum zu unterscheiden. Außerdem ist es derartig windig, dass die einzelnen Pflänzchen sofort ihre neue Freiheit ausnutzen und sich per Luftpost auf Reisen durch die große weite Hinterhofwelt begeben, sobald man sie abteilt und zum späteren Eintopfen beiseite legen will. Irgendwann gebe ich die Sortentrennerei frustriert auf, mir doch egal, wer jetzt bei wem wohnt, pah, wird der Batavia schon noch merken, was es heißt, einen Eichblatt als direkten Nachbarn zu haben! An meiner Perfektionistenehre packt es mich natürlich doch, und zu allem Überfluss habe ich nach zweistündigem Kampf auch noch den ersten Sonnenbrand des Jahres.

19.4. Immerhin haben alle Salate die Umsiedlung in größere Töpfe überlebt, wie es scheint. Und auch die Tagetes, die ich am Tag zuvor im selben Windzug aus ihrer Sammelunterkunft befreit hatte, scheinen durchzukommen. Und das, obwohl mir bei einigen ein Großteil der Wurzeln abgebrochen war. Auf der Küchenfensterbank sind allerdings erste Verluste zu verzeichnen: Der hübsche bunte Mangold hat die Umfallkrankheit. Die Sämlinge schimmeln ohne ersichtlichen Grund vom Fuß aufwärts und legen sich zum Sterben nieder. Okay, Mangold vorziehen ist wohl auch nicht so eine super Idee…

21.4. Oh Schreck! Ich wache mit einem Wattekopf auf, in dem sich nur ein einziger Satz befindet: „Du hast gestern vergessen, das Gewächshaus zu schließen!“ Kerzen angezündet habe ich erst recht nicht, und dabei sind doch die Nachttemperaturen wieder gefallen! An beidem, der wattigen Leere in meinem Kopf und der dazu passenden Vergesslichkeit, ist die Weinprobe vom Vorabend schuld. Ich sollte mich wirklich nicht zu intensiv mit Reben und ihren Früchten beschäftigen, auch wenn beides deutlich pflanzlich ist und damit rein nominell ins Konzept passt. Ich traue mich fast gar nicht, mir die Bescherung anzusehen. Neben dem Satz in meinem Kopf tauchen Bilder von erfrorenen Blättern und gummiartigen Stielen auf. Aber siehe da: Selbst die wärmeliebenden Pflanzen stehen wie eine eins! Gurken, Tomaten, Zucchini, alle noch da und wohlauf! Ich hauche ein mit Restalkohol vermischtes Gebet an den heiligen Floratius gen Himmel. Manchmal lässt sich Dankbarkeit in Grad Oechsle messen.

23.4. Heute parkt Tobias von der Aachener Transition Town Initiative einen ersten Schwung Pflanzen für die Gemeinschaftsgärten im L__rzeichen-Hof. Ein Meer aus Rhabarber ergießt sich in die ausrangierte Badewanne, die in dem nächsten Wochen zum Hochbeet werden soll. Ja, richtig gelesen: Wie es aussieht, gibt es bald in Aachen nicht nur einen, sondern gleich zwei Gemeinschaftsgärten, in denen Pflanzenfreunde nach Lust und Laune gärtnern können. Neben dem Studentengarten im Stadtpark (hinter dem NAK), der nun von der Gärtnerinitiative übernommen wird, wird auch ein Teil der Brachfläche in der Richardstraße in Absprache mit der Stadt zum Bürgergarten umgestaltet. Hier http://www.transition-aachen.de/gartnern/ wird demnächst über den aktuellen Stand der Projekte berichtet. Interessierte sind eingeladen mitzugärtnern. In den nächsten Tagen sollen schon die ersten Pflanzen in die Erde kommen. Gut so, denn mein zukünftiges Badewannenhochbeet soll nicht dauerhaft zu einer Rhabarberbütte werden, und die bereits blühenden Vergissmeinnichten freuen sicher auch über ein festes Plätzchen in guter Gesellschaft.

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