Familiengrundschule Driescher Hof: Im Elterncafé gibt es keine dummen Fragen

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Wie erzieht ihr zu Hause? Was ist mit den Spielplätzen im Viertel? Sollte die Medienerziehung unserer Kinder nicht zum festen Bestandteil des Lehrplans werden? Alles Fragen, die sich sicher schon einige Eltern gestellt haben. Die Gemeinschaftsgrundschule Driescher Hof bietet seit Anfang des Jahres wöchentliche Treffen an, um den Eltern genau für solche Fragen einen Raum zu geben. Im Elterncafé, geleitet von Rita Hermes und koordiniert von Laila Bounouar, treffen sich die Eltern der Grundschüler jeden Donnerstag, um die Fragen zu diskutieren, die während der Elternabende zu kurz kommen, oder solche, die man sich nicht zu stellen traut.

Welche Themen diskutiert werden sollen, können die Eltern selbst entscheiden, auch wenn die Kursleiter schon Themen vorbereiten. Lieblingsthema der Eltern in der GGS ist die Erziehung ihrer Kinder. „Wir haben schon viel zum Thema Abschied und Loslassen gemacht, gerade für die Eltern der Erstklässler“, erzählt Rita Hermes im Gespräch. „Es kommt durchaus auch vor, dass wir Fachleute einladen, wenn ein Thema sehr komplex ist und wir es nicht vorbereiten können“, erklärt Koordinatorin Bounouar weiter.

Auch Schulleiterin Monika Wagner unterstützt das neue Konzept. Denn das Elterncafé ist nur eine Aktion von vielen der GGS Driescher Hof, die sich seit Anfang des Jahres als Familiengrundschule versucht, und das mit großem Erfolg. „Die Angebote für die Eltern sind immer gut besucht“, erzählt Bounouar. Zu diesen Angeboten, die die GGS Driescher Hof als Familiengrundschule anbietet, gehört zum Beispiel auch der Kurs „Starke Eltern, starke Kinder“. „Familiengrundschule heißt, dass wir die Eltern mehr einbeziehen wollen. Aber auch, dass wir Lehrer dafür sensibilisieren, dass es für die Kinder auch ein Leben außerhalb der Schule gibt, also Kinder fördern, denen es zu Hause vielleicht nicht so gut geht“, erklärt Bounouar. Das heißt auch, dass die Lehrer verstärkt auf die Kinder achten und die Eltern sozial schwacher Kinder explizit zu den Elterncafés einladen sollen. Gerade diese Eltern sollen mehr in den Schulalltag integriert werden. Ende Oktober war bei einem dieser Elterntreffen Daniela Jansen zu Gast. Sie sitzt im Landtag und ist außerdem zuständig für den Wahlkreis Aachen II, also den geografischen Süden Aachens. „Die Elterncafétreffen sind zwar immer gut besucht, aber heute sind tatsächlich einige Eltern mehr da“, verrät Schulsozialarbeiter Jürgen Gerhards. Die Eltern nutzten die Gelegenheit, einer Vertreterin der Politik ihre Fragen zu stellen. Jansen hatte auf jede Frage eine Antwort oder lieferte den Eltern neue Anregungen. Sie notierte sich einiges, um es im Landtag vorzubringen.

Jede Meinung ist wichtig

So ging es zum Beispiel um den Spielplatz in der Stettiner Straße, der einer Mutter ein Dorn im Auge ist, da er doch sehr heruntergekommen sei. „Das ist der Spielplatz der Armen, so heißt es im Viertel“, sagte die Mutter. „Und der Spielplatz hinter der Königsberger Straße ist der Spielplatz der Reichen, das kann ja wohl nicht sein“, machte die Mutter ihren Sorgen Luft. Aber auch das Thema Polizeipräsenz kam auf sowie die Gruselclowns in den Medien. Die Themen Mediennutzung, Smartphones, altersgerechte Medien und Nachrichten wurden ganz generell diskutiert. Aber auch schulinterne Themen wie die Gestaltung des OGS-Angebots kamen auf. Alle Fragen durften gestellt werden und wurden so gut wie möglich beantwortet. Die GGS Driescher Hof bietet den Eltern – viele haben einen Migrationshintergrund – durch das Elterncafé einen geschützten Ort, an dem sie über ihre Sorgen sprechen können, sich mit anderen Eltern austauschen können oder neue Kontakte knüpfen.

Wichtig ist bei den Treffen im Elterncafé, dass alle zu Wort kommen, die etwas sagen möchten. Jede Meinung zählt. „Es ist zwar nicht immer notwendig, aber manchmal greifen wir auch ein und leiten die Diskussion ein bisschen, damit wirklich jeder einmal zu Wort kommt“, so Gerhards. „An erster Stelle beim Elterncafé steht die Gemütlichkeit, Kaffee trinken, frühstücken und einfach quatschen.“ Nach dieser Phase dürfen die Eltern dann frei diskutieren. Dass sich die Eltern mehr in den Schulalltag ihres Kindes einbringen, ist auch für die Kinder wichtig. So werden auch Events organisiert, wo beispielsweise die Eltern zusammen mit ihren Kindern backen. „Wir wollen einfach den Austausch unter den Eltern fördern“, sagt Gerhards. Einige Eltern wünschten sich auch einen Nähkurs in der Schule. „Wir versuchen, die Wünsche der Eltern, so gut es geht, umzusetzen, und arbeiten gerade daran, diesen Nähkurs ins Leben zu rufen“, erzählt Bounouar. „Die Kurse, die zusätzlich zu dem Elterncafé angeboten werden, werden immer von fachgeschulten Referenten gehalten, wie zum Beispiel das Cool-down-Training“, erklärt sie weiter.

Die Familiengrundschule als Pilotprojekt am Driescher Hof

„Das Konzept der Familiengrundschule wird immer weiterentwickelt. Wir sind sozusagen das Pilotprojekt. Wir haben das dieses Jahr alles mal getestet. Wir wünschen uns, dass es nächstes Jahr weitergeht. Wir möchten das Konzept der Familiengrundschule an alle Grundschulen bringen, wo der Bedarf besteht“, unterstreicht Laila Bounouar.

Nach einem Jahr Familiengrundschule ist den Initiatoren und allen Beteiligten offenbar klar, dass man mit dem Projekt jetzt nicht einfach aufhören kann. Dieses Jahr konnte sich die Schule noch auf Fördergelder verlassen. Nächstes Jahr ist da die Aachener Politik gefragt. Durch die Kurse und Gespräche mit den Eltern konnte dieses Jahr erreicht werden, dass die Bereiche Schule und Freizeit beziehungsweise Familienleben näher zusammengerückt sind. Eltern haben sich viel mehr eingebracht. Vor allem die Integration von sozial schwachen Familien oder Eltern mit Migrationshintergrund kann so gewährleistet werden, was absolut wünschenswert ist.

Kontakt: Laila Bounouar (Koordinatorin), lailabounouar@gmail.com
GGS Driescher Hof: Monika Wagner (Schulleitung): 0241 520807 www.grundschule-driescher-hof.de

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