Familienfernreise USA

in Urlaub & Reise

Ob zwei Überraschungstüten pro Kind reichen, um einen Langstreckenflug zu überstehen? Im Nachhinein muss ich über diese Idee schmunzeln, denn meine Sorgen waren unbegründet. Vielmehr rief meine Tochter beim Landeanflug völlig entsetzt: „Wie, wir sind schon da? Ich wollte doch noch so viel machen!“ Vor lauter Essen, Filmgucken, wieder Essen und Spielen verging die Zeit für die Kinder tatsächlich wie im Flug. Wir haben im Vorfeld mit den Kindern (elf und neun Jahre) die Reiseplanung besprochen und gefragt, ob sie Lust auf den langen Flug hätten. Mit anschaulichen Vergleichen konnten wir ihnen klarmachen, wie viele Stunden wir mit dem Flugzeug unterwegs sein würden.

Wir wählten eine Vierer-Sitzreihe in der Mitte, damit wir alle zusammensitzen konnten. Die Bestuhlung ist auf Langstreckenflügen deutlich angenehmer als in Kurz- und Mittelstreckenmaschinen. Wir empfanden auch das Personal insgesamt als freundlicher.

Zum Glück hatten wir vor dem Flug noch etwas gegessen, denn es dauerte eineinhalb Stunden bis wir unser „Menü“ bekamen. Gerade für kleinere Kinder lohnt es sich manchmal, vorher im Internet Kindermenüs zu bestellen, die von den meisten Airlines kostenlos angeboten werden. Es ist auch ratsam, ein paar Snacks mitzunehmen, falls das Essen doch mal nicht schmeckt oder ausreicht. Bei Flügen in die USA sollte man nur bedenken, dass weder Obst noch Getreideprodukte nach dem Flug mit ins Land gebracht werden dürfen.

Jeder Flugzeugsitz hat einen eigenen Bildschirm, so dass Kinder und Eltern auch unterschiedliche Kinofilme ansehen und den Film bei jeder Kinderfrage stoppen bzw. beliebig weiterlaufen lassen können.

Das Flugzeug wurde relativ stark runtergekühlt, so dass wir froh waren, unsere Kleidung nach dem Zwiebelprinzip überzuziehen. Wie wir später feststellen mussten, werden amerikanische Inlandsflüge noch viel extremer gekühlt – also unbedingt eine Jacke oder einen Pulli mitnehmen.

Der erste Stopp unserer dreiwöchigen Rundreise führte nach New York, daher dauerte der Flug auch „nur“ etwa achteinhalb Stunden. Eigentlich schnell, wenn man überlegt, wie lange man zu Ferienzeiten mit dem Auto nach Österreich, Italien oder Frankreich braucht. Im Vorfeld der Reise hatten wir unser ESTA-Formular beantragt und während des Fluges das Einreiseformular samt der Adresse unseres ersten Aufenthaltsortes in den USA ausgefüllt. Nach der Landung liefen wir möglichst schnell zur Immigration, denn wir hatten gelesen, dass die Warteschlangen lang werden können. Die Halle war alles andere als einladend. Grelles Neonlicht und unzählige Einreiseschalter, von denen nur vier besetzt waren. Eine Warteschlange schien endlos – genau die, an der wir uns anstellen mussten. Es gibt zwar auch Automaten, die jedoch nur von Personen genutzt werden können, die seit dem Jahr 2008 bereits einmal in die USA eingereist sind. Nach einer knappen Stunde durften wir unsere zehn Fingerabdrücke abgeben und wurden einzeln fotografiert.

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Amerika – wir kommen! Immerhin waren unsere Koffer schneller als wir. Daher konnten wir direkt zum Taxistand gehen. Es war ein gut organisiertes Chaos. Wir wurden in ein Yellow Cab gesetzt und los ging die Fahrt. Der Taxifahrer war nicht gerade gesprächig, es sei denn, er telefonierte lautstark mit dem Handy am Ohr. Wir können nur empfehlen, sich die Uber-App runterzuladen und darüber eine Mitfahrgelegenheit zu ordern. Die Fahrer waren insgesamt viel engagierter und die Preise deutlich günstiger.

Bei den Hotelreservierungen ist uns aufgefallen, dass Kinder in vielen Hotels kostenlos im Zimmer der Eltern übernachten können. Da die Hotelzimmer in den USA generell eine Nummer größer ausfallen als in Europa, reicht der Platz mehr als aus. In den Räumen stehen meist zwei Queen- oder Kingsizebetten oder es gibt ein zusätzliches Sofabett. Die Queenbetten fanden wir für zwei Personen jedoch mit ca. 1,50 Metern Breite etwas eng. In Touristenorten liegen die Preise für ein Zimmer oft von Donnerstag bis Sonntag höher als an Werktagen. Dann ist es auch entsprechend voll. Frühstück ist selten im Preis enthalten. Eine Bäckerei suchten wir vergeblich. Dafür gibt es Deli-Märkte, die oft rund um die Uhr Sandwiches, Bagels und Muffins anbieten.

Dank der Zeitumstellung machten wir uns bereits um sechs Uhr morgens auf den Weg zu den Top-Sehenswürdigkeiten. Unglaublich, aber wir waren fast allein in der großen Stadt, die angeblich niemals schläft. Erst ab elf Uhr krochen die Massen an Touristen und Einheimischen aus ihren Löchern. Unsere Bedenken, die Stadt sei zu laut, gefährlich und anstrengend für die Kinder, waren völlig unbegründet. Sicher gibt es Orte und Zeiten, die man mit Familien meiden sollte, aber insgesamt fühlten wir uns sicher und haben viel gesehen.

Im Verlauf unserer weiteren Reise waren wir mit einem Mietwagen unterwegs. Alles eine Nummer größer versteht sich. Kleine Autos gibt es hier nicht. So konnten wir wenigstens das Gepäck leicht verstauen. Apropos „Stau“ – davon hatten wir vor allem in Kalifornien reichlich. Der einzige Lichtblick war auf den Autobahnen die linke Spur, die meist nur von Fahrzeugen genutzt werden durfte, die mit mehr als zwei Personen belegt waren. Davon gab es erstaunlich wenige … Die einzige Herausforderung bestand darin, auf einer siebenspurigen Autobahn rechtzeitig von ganz links nach ganz rechts zu kommen. Aber auch das hat gut geklappt. Ein wichtiger Tipp für alle Pkw-USA- und Kanadareisen: Man sollte die Strecken auf keinen Fall unterschätzen. Auf oft endlosen Bahnen geht es in gleichbleibend langsamer Geschwindigkeit immer geradeaus. Und doch gibt es manch Kurioses zu sehen, z. B. einen Pokémon-GO-Stop mitten in der Wüste.

Gefühlt an jeder Ecke schießen Fast-Food-Restaurants wie Pilze aus der Erde: Burger in allen Varianten, Tacos, Chicken oder Steaks. Praktisch und relativ günstig, doch konnten wir sie nach einigen Tagen nicht mehr sehen. In „richtigen“ Restaurants sind die Preise (auch aufgrund des für uns relativ schlechten Dollarkurses) enorm hoch, zumal die Kinder dort nicht auch noch das Kidsmenü mit Burgern essen wollten. Lohnend ist auf jeden Fall der Besuch einer Shopping-Mall. Wir wollten nur mal kurz gucken und kamen nach drei Stunden Power-Shopping mit vollen Tüten zurück zu unserem Raumwunderwagen. Gut, dass wir die Koffer in Deutschland nicht zu voll gepackt hatten.

Das für uns Beste an der Reise war der einwöchige Besuch bei amerikanischen Freunden. Obwohl unsere Mädels nur wenig Englisch und die Gastgeberkinder so gut wie kein Deutsch sprachen, klappte es mit der Verständigung von der ersten Minute an. Eine tolle Erfahrung für uns alle.

Insgesamt waren die drei Wochen ereignisreich und manchmal auch etwas anstrengend. Wir empfehlen, mit jüngeren Kindern besser mehrere Tage an einem Ort zu bleiben, als zu oft die Unterkunft zu wechseln. Wir haben die Hotels vorher reserviert, jedoch mit der Möglichzeit zur Stornierung. Ein Camper ist sicher auch eine tolle, wenn auch nicht sehr günstige Alternative, jedoch sollte man beliebte Stellplätze z. B. in den Nationalparks mindestens ein halbes Jahr im Voraus buchen. Der Rückflug war ein typischer „red eye flight“, d. h. ein Nachtflug. Die Kinder quengelten zwar, dass alles viel zu eng sei, schliefen aber doch im Gegensatz zu mir schnell ein. Nach der Ankunft blieben wir tapfer bis zum frühen Abend wach und kamen so ganz gut wieder in unseren deutschen Rhythmus.

Aufgrund der Zeitumstellung und der relativ hohen Flugkosten ist meiner Meinung nach eine Reisedauer von zwei Wochen das absolute Minimum für USA-Reisen, für Kalifornien-Touren besser drei Wochen.

Wenn wir die Kinder jetzt fragen, wie es ihnen gefallen hat, kommt sofort die Antwort: „Wir wollen bald wieder zu unseren neuen Freundinnen nach Amerika fliegen!“

 

 

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